Wichtig: Bitte führen Sie die einzelnen Übungen und Haltungen nur so weit und lange aus, wie es für Sie noch angenehm und schmerzfrei möglich ist. Ein leichtes Ziehen durch die Dehnung ist gewünscht, doch sollten Sie keine starken Beschwerden verspüren. In einem solchen Fall beenden Sie die Übung unmittelbar und wenden sich an einen Mediziner oder Physiotherapeuten.
Warum braucht es überhaupt Übungen zum Faszientraining?
Idealerweise sind die Faszien als wellenförmiges Gitter angeordnet, wodurch das Gewebe an Stabilität und Elastizität gewinnt. Doch kann dieses ordentliche Netz auch seine Struktur verändern, zum Beispiel durch
- Bewegungsmangel,
- Stress,
- Überlastung einzelner Bereiche,
- Verletzungen oder
- zunehmendes Lebensalter
Dann erinnert das Fasziengewebe häufig eher an verfilzte Wolle. In einem solchen Fall wird von Verklebung gesprochen. Und die ist mitunter schmerzhaft, weil es zum Beispiel zu Erhebungen beziehungsweise Verdickungen der Faszien kommen kann, die auf andere Gewebsschichten drücken und Entzündungen auslösen.
Um diese Störung wieder zu beheben oder sie gar nicht erst aufkommen zu lassen, sollte das Gewebe gedehnt werden. Ein spezielles Training und die damit einhergehenden Bewegungsreize bewirken ein Auseinanderziehen der bestehenden Strukturen und eine Neubildung der Faszien-Bestandteile wie Kollagen und Elastin.
Seit einigen Jahren erfreuen sich sogenannte Faszienrollen und -kugeln aus Hartschaum immer größerer Beliebtheit. Der Vorteil: ein punktuelles Faszientraining. Doch fehlen hier noch wissenschaftliche Belege. Und Sie müssen nicht erst los und sich diese Hilfsmittel anschaffen. Sie können direkt mit dem Training starten. Machen Sie sich etwas Platz – und los geht es!
Tipp: Für einen besseren Halt und ein geringeres Rutschrisiko, empfiehlt es sich, die Übungen auf einer Gymnastik-Matte oder einem Teppich zu machen. Die einzelnen Dehnungen und Haltungen sind aber auch so durchführbar.
Übung 1: Die Rutschhalte
Etwas Einfaches, aber Effektives zu Beginn: die Rutschhalte. Mit dieser Übung können Sie die Faszien im Schulter- und Nackenbereich sowie der hinteren Armmuskulatur dehnen.
- Begeben Sie sich auf den Boden in den Vierfüßlerstand.
- Achten Sie darauf, dass die Arme komplett ausgestreckt sind, der Kopf unten bleibt, beziehungsweise Sie den Blick zum Boden hin ausrichten, und der Rücken kein Hohlkreuz oder Buckel bildet.
- Nun „krabbeln“ Sie langsam mit den Fingern immer weiter nach vorne, bis Sie eine Dehnung in den Schultermuskeln verspüren. Sie können zusätzlich das Gesäß etwas in Richtung Boden absenken.
- Halten Sie die Position so lange, wie es für Sie noch angenehm ist, und bewegen Sie sich dann stückchenweise zurück in die Ausgangsposition.
Übung 2: Die Dreiecksposition
Die Faszienbahnen der sogenannten Spirallinie winden sich symmetrisch um den ganzen Körper: vom Schädel über die Schultern, die Rippen, die Hüfte und letztendlich die Beine hinunter. Nicht selten liegt der Ursprung von in den Rücken ausstrahlenden Schmerzen auf dieser Linie. Dabei kann eine Rundum-Dehnung des ganzen Körpers Abhilfe schaffen:
- Sie stellen sich schulterbreit auf. Die Beine sind die gesamte Dehnung durchgestreckt.
- Dann machen Sie mit einem Bein einen großen Schritt zu Seite. Der Abstand zwischen Ihren Füßen sollte nun größer sein.
- Drehen Sie die Hüfte, den Oberkörper und die Fußspitze des bewegten Beins in die eingeschlagene Richtungsseite.
- Nun neigen Sie den Oberkörper vorwärts und strecken den Arm, der sich auf der gleichen Seite wie das nach vorn zeigende Bein befindet, nach unten. Sie legen die Hand an die Fußaußenseite, der Ellenbogen bleibt gerade.
Tipp: Sie können auch
- mit der Hand an den Unterschenkel fassen oder
- sie auf den Oberschenkel des vorderen Beines ablegen,
wenn Sie merken, dass Sie (noch) nicht bis zum Fuß herunterkommen.
- Danach öffnen Sie, mit einer Drehung des Oberkörpers nach oben, Ihren Brustkorb. Der noch nicht positionierte Arm zeigt gerade zur Decke, folgen Sie mit Ihrem Blick dieser Hand. Sollte dies für Sie im Nackenbereich unangenehm sein, können Sie auch den Blick nur leicht heben oder Sie schauen weiter zum Boden. Die beiden Arme bilden möglichst eine vertikale Linie.
- Die Position sollte für 3 Atemzüge gehalten werden, danach begeben Sie sich langsam in die Ausgangsposition zurück und führen die Übung auf der anderen Seite durch.
Übung 3: Der Unterarmstütz mit Drehung
Bauch- und Rückenmuskulatur spielen zusammen: sie fungieren als Gegenspieler und sollten etwa gleich stark sein. Für eine stabile Mitte müssen also auch die Muskeln und damit die Faszien im Bereich des Bauchs gedehnt und gestärkt werden. Dafür eignet sich besonders gut der Unterarmstütz (auch Plank genannt), beziehungsweise, optional mit einer zusätzlichen Drehung:
- In Bauchlage werden die Unterarme möglichst parallel zueinander aufgestützt. Die Schulter- sowie Ellenbogengelenke sind in einer Linie. Danach stellen Sie die Fußspitzen auf.
- Mit der Hebung des Beckens sollte nun möglichst eine Gerade, waagerecht zum Boden, entstehen. Achten Sie darauf, dass sich kein Hohlkreuz, Buckel oder „Dreieck“ durch zu starkes Anheben des Gesäßes während der Übung entwickelt.
- Erweiterung 1 (für Fortgeschrittene): Wenn Sie sich im Unterarmstütz stabil fühlen, heben Sie optional noch einen Arm mit einer Drehung des Oberkörpers nach oben Richtung Decke. Wenn Sie die Hand sogar etwas hinter sich, hinter Ihren Rücken ziehen, verstärkt sich die Dehnung im Rumpf zusätzlich. Achten Sie darauf, die Hüfte gerade zu halten.
- Erweiterung 2 (für Profis): Sie möchten noch eine Steigerung der bisherigen Übung? Sie können das Bein auf Seiten des zur Decke zeigenden Armes ebenfalls anheben. Dafür müssen Sie unweigerlich auch die Hüfte drehen, sie ist somit nicht mehr waagerecht, sondern senkrecht zum Boden. Auch die Position des unteren Fußes verändert sich: Statt auf der Fußspitze stehend, liegt nun die äußere Fußkante auf dem Boden.
- Nachdem Sie die Position (oder jeweilige Erweiterungsoption) für 3 Atemzüge gehalten haben, können Sie langsam die Dehnung lösen und in die Ausgangsposition – in die Bauchlage – zurückkehren. Wiederholen Sie die Dehnung mindestens einmal mit der anderen Seite.1