Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?
Bei einem Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) wird der weiche Kern der Bandscheibe aus der Hülle hinausgepresst und kann auf das Rückenmark oder die Spinalnerven drücken, was zu Rückenschmerzen oder anderen Beschwerden führt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Geweben im Körper besitzt die Bandscheibe keine Blutgefäße. Wichtige Nährstoffe wie Kalzium oder Vitamine kann sie nur in Phasen der Entspannung aus ihrer Umgebung beziehen. Vorstellbar ist das wie eine Art Pumpmechanismus. Druck auf eine Bandscheibe führt dazu, dass aus ihr, wie aus einem vollgesaugten Schwamm, Flüssigkeit austritt. Wird der „Bandscheibenschwamm“ entlastet, saugt er sich wieder mit nährstoffreicher Substanz voll.
Dieser Vorgang kann jedoch durch andauernde Fehlhaltung oder Überlastung beeinträchtigt werden: Einigen Bandscheiben ist es dann nicht mehr möglich, sich ausreichend zu versorgen — der Bandscheibe droht eine „Mangelernährung“. Das führt häufig dazu, dass der zähe Faserknorpel der Bandscheibe reißt. In der Folge tritt der gallertige Kern der Bandscheibe in den Wirbelkanal aus. Drückt dieser nun auf eine Nervenwurzel, kommt es zu den typischen Beschwerden: starke Rückenschmerzen, die teilweise in Arme und Beine ausstrahlen. Auch Taubheitsgefühle und Bewegungseinschränkungen sind möglich.
Das folgende Video erklärt Ihnen den Bandscheibenvorfall kurz und knapp:
Ein Bandscheibenvorfall kann theoretisch in jedem Lebensalter auftreten, ist jedoch am häufigsten zwischen 30 und 60 Jahren.1 Das liegt unter anderem daran, dass die Bandscheiben im Laufe des Lebens zunehmend an Elastizität und Feuchtigkeit verlieren. In der Jugend sind die Bandscheiben noch sehr wasserreich und flexibel, wodurch sie Belastungen besser standhalten können. Mit zunehmendem Alter beginnt jedoch der natürliche Verschleißprozess: Die Bandscheiben verlieren Flüssigkeit und damit ihre Fähigkeit, Stöße effektiv abzufedern.
Weiterhin sind die meisten Menschen in der genannten Altersspannte beruflich und privat körperlich sehr aktiv, was zu einer erhöhten Belastung der Wirbelsäule führen kann. Diese Kombination aus Belastung und beginnendem Verschleiß macht die 30- bis 60-Jährigen besonders anfällig für Bandscheibenvorfälle.
Symptome eines Bandscheibenvorfalls erkennen
Das ausgetretene Bandscheibenmaterial drückt oftmals auf das umliegende Nervengewebe beziehungsweise die Nervenwurzeln. Häufig so sehr, dass es zu teils starken Schmerzen kommt.
Darüber hinaus sind durch den Druck auch Funktionsstörungen von Nerven denkbar, was beispielsweise zu Lähmungserscheinungen, Muskelfunktionsstörungen oder einem Taubheitsgefühl führen kann.
Schmerzen versus Lähmungen
Bereitet der eingeengte Nerv nur Schmerzen, hat er in der Regel noch seine volle Funktion. Sollte bei einem Patienten hingegen eine Lähmung entstanden sein, ist die Weiterleitung von Informationen im Nerv gestört. So ist es beispielsweise möglich, dass ein Patient sein Bein nicht mehr so gut bewegen kann, oder sein Berührungsempfinden nachlässt. Je schneller bei Lähmungserscheinungen ärztlich behandelt wird, desto besser — nur so kann sich der Nerv regenerieren.
Wo genau Betroffene bei einem Bandscheibenvorfall Schmerzen und andere Beschwerden verspüren, ist vom Ort des Vorfalls abhängig.
Mögliche Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS):
- starke Schmerzen in Nacken und Halsbereich
- Schmerzen, die in den Arm ausstrahlen
- Kribbeln (besonders in Hand, Arm oder Nacken)
- Missempfindungen wie eine gestörte Temperaturwahrnehmung
- Lähmungserscheinungen
- Schwächegefühl der Arme
Mögliche Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule (BWS):
- starke Schmerzen im oberen Rücken
- in den Brustbereich ausstrahlende Schmerzen
- atemabhängige Brust- oder Rückenschmerzen
Mögliche Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule (LWS):
- starke Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule
- in ein Bein ausstrahlende Schmerzen
- Kribbeln an Rücken, Gesäß oder Bein
- Lähmungserscheinungen
- Schwächegefühl der Beine
- Stuhl- oder Harninkontinenz (wenn ein entsprechend verantwortlicher Nerv betroffen ist)
- Störungen der Sexualfunktionen (zum Beispiel Erektionsstörungen)
Die genannten Symptome können – vor allem im Lendenwirbelbereich – allerdings auch auf andere Erkrankungen der Wirbelsäule hindeuten. So treten, bedingt durch natürliche Abnutzung und den Alterungsprozess, degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule auf. Um die Statik im Rücken aufrechtzuerhalten, kann es zum Beispiel dazu kommen, dass die Wirbelgelenke und Wirbelbögen wachsen – eine dreifache Vergrößerung ist denkbar.1 Dies wird als spinale Stenose (Spinalkanalstenose) bezeichnet. Aufgrund der Vergrößerung bleibt für das Rückenmark sowie die umliegenden Nerven kaum noch genügend Platz. Neben Schmerzen in den Beinen oder Lähmungserscheinungen sind vor allem Gehstörungen mit Schwäche oder Schmerzen charakteristisch.
Interessant!
Nicht jeder Bandscheibenvorfall an der Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule muss mit Schmerzen einhergehen: Es gibt Menschen, deren Röntgenaufnahmen oder CT-Bilder körperliche Auffälligkeiten zeigen, während sie selbst an keinerlei Beschwerden leiden. Der Bandscheibenvorfall wird dann oft nur durch Zufall diagnostiziert.
Bandscheibenvorfall: Was sind häufige Ursachen und Risikofaktoren?
In der Regel ist der Verschleiß einer Bandscheibe die Ursache dafür, dass es zum Bandscheibenvorfall kommt. Vor allem degenerative Veränderungen und der Alterungsprozess spielen hier eine Rolle, denn mit der Zeit nimmt die Elastizität der Bandscheibe ab. Es gibt jedoch noch andere Faktoren, die einen Verschleiß begünstigen, so beispielsweise:2
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Haltungsfehler beziehungsweise Fehlbelastung der Wirbelsäule
- schwere körperliche Arbeit
- Dauersitzen
- Fehlstehlungen der Wirbelsäule (wie Skoliose)
- familiäre Veranlagung
- fortgeschrittene Schwangerschaft
Aufgrund einiger der genannten Risikofaktoren weisen bestimmte Berufsgruppen ein höheres Risiko für einen Bandscheibenvorfall auf: Zu diesen gehören beispielsweise LKW-Fahrer, Handwerker sowie Büroangestellte.
Wie können Ärzte einen Bandscheibenvorfall diagnostizieren?
Bei Beschwerden an der Wirbelsäule sollten Sie Ihren Hausarzt oder einen Orthopäden (Facharzt für Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates) aufsuchen. Dieser wird, um einen Bandscheibenvorfall zu diagnostizieren, wie folgt vorgehen:
- Anamnese (Patientenbefragung zur Krankengeschichte): Für die Diagnose wird der Arzt zunächst nach Art, Ort und Stärke der Schmerzen fragen.
- Körperliche Untersuchung: Diese umfasst beispielsweise das Abtasten der Wirbelsäule sowie das Überprüfen der Reflexe, Sensibilität und Beweglichkeit.
- Bildgebende Verfahren: In der Regel veranlasst der Arzt eine Röntgenuntersuchung, bei der festgestellt werden kann, an welcher Stelle sich der Bandscheibenvorfall befindet.
Ist im Anschluss an die Untersuchungen noch weitere Aufklärung nötig, können weitere bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen.
- Computertomographie (CT): Die Aufnahmen sind präziser als beim herkömmlichen Röntgenverfahren. Mediziner erhalten so detailliertere Informationen über knöcherne Veränderungen.
- Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie/MRT): Die Untersuchung liefert Informationen über Größe, Ausdehnung und Form eines Bandscheibenvorfalls sowie über die betroffenen Nerven. Ein Bandscheibenvorfall, Verschleiß von Wirbeln oder ein verengter Wirbelkanal können mit hoher Genauigkeit diagnostiziert werden.
Unter Umständen überweist Sie der Hausarzt oder Orthopäde an einen Neurologen weiter, da ein Bandscheibenvorfall häufig auch auf einen Nerv drückt. Dieser führt eine genaue Messung der Nervenfunktionen (NLG, EMG) durch, da die Ergebnisse für die Planung einer passenden Therapie wichtig sind.
Von Schmerz- bis Physiotherapie: So wird ein Bandscheibenvorfall behandelt
Es ist möglich, dass sich ein Bandscheibenvorfall selbstständig zurückbildet. Meist ist dies bei einer leichten Form der Fall. Dabei schrumpft die zerstörte Bandscheibe sukzessive, was eine Druckentlastung für den betroffenen Rückenmarks- beziehungsweise Nervenabschnitt bedeutet. Allerdings dauert dies für gewöhnlich mehrere Wochen bis Monate.3
Sind die Schmerzen für den Patienten vertretbar und keine Nervenbeeinträchtigungen entstanden, können in den meisten Fällen konservativen Therapien zum Einsatz kommen.4 Diese zielen auf Entspannung, Bewegung sowie Schmerzlinderung ab.
Hierzu zählen unter anderem:
In einigen Fällen sind konservative Mittel allerdings nicht ausreichend. Bei bestimmten Beschwerden wie
- Lähmungserscheinungen in den Beinen,
- Taubheitsgefühle oder Kribbeln an Armen oder Beinen sowie
- Störungen der Blasen- oder Darmfunktion (Inkontinenz),
ist eine Operation unumgänglich.5 Auch eine Bandscheiben-Degeneration ist meist ein Grund für einen operativen Eingriff, da die Bandscheiben aufgrund des Verschleißes ihrer Funktion als Stoßdämpfer nicht mehr nachkommen können.
Die bestätigte Diagnose eines Bandscheibenvorfalls bedeutet nicht unbedingt, dass Sie wochenlang arbeitsunfähig sind. Dies ist jedoch von den individuellen Beschwerden sowie dem Beruf abhängig. In der Regel sind Betroffene einer leichten Form, die nicht operiert werden muss, zwischen 4 und 12 Wochen krankgeschrieben.2
Eine etwas längere Krankheitsphase ist bei Operationen zu erwarten. Wie lange Sie im Anschluss krankgeschrieben sind, hängt unter anderem von der individuellen Genesungsdauer sowie der Schwere der Erkrankung ab. Hinzu kommt meist noch ein Reha-Aufenthalt, der in der Regel 3 Wochen umfasst.6
Welche Medikamente kommen bei einem Bandscheibenvorfall zum Einsatz?
Um etwas gegen die Schmerzen bei Problemen mit der Bandscheibe zu tun, können Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Oftmals helfen sogenannte Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR), zu denen beispielsweise die Wirkstoffe Ibuprofen oder Diclofenac gehören. Dabei handelt es sich um Medikamente, welche
- schmerzlindernd,
- abschwellend sowie
- entzündungshemmend wirken.4
Zu den weiteren Medikamenten, die Patienten mit einem Bandscheibenvorfall mitunter verschrieben werden, zählen beispielsweise:
- COX-2-Hemmer: zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen
- Corticosteroide: zur Verhinderung von entzündlichen Vorgängen am eingeengten Nerv
- Muskelrelaxantien: zur Entspannung von Muskelverspannungen
- Antidepressiva: können die Schmerzgrenze eines Betroffenen anheben, indem sie unter anderem die Weiterleitung von Schmerzreizen eindämmen
- Opiate: nur bei chronischen Schmerzen, da es sich um starke Schmerzmittel handelt; zudem wirken sie beruhigend und dämpfend auf die Psyche4
Die Mehrheit der genannten Medikamente ist verschreibungspflichtig. Darüber hinaus ist eine medikamentöse Schmerztherapie nur unter der Aufsicht eines Mediziners anzuraten. Denn bei den meisten Arzneimitteln sind Nebenwirkungen wie Abhängigkeit, Übelkeit oder Müdigkeit möglich. Sprechen Sie auch mit Ihrem Arzt darüber, ob Sie nach der Einnahme eines Medikamentes noch Autofahren können.7
Wie lange sind die Medikamente einzunehmen?
Eine generelle Aussage lässt sich hier nicht treffen. Bei jedem Betroffenen sieht die Lage nach einem Bandscheibenvorfall etwas anders aus. So hat der eine beispielsweise stärkere Beschwerden als der andere. Generell sollten Schmerzmittel jedoch nicht länger eingenommen werden, als wirklich nötig. Denn sie sind unter anderem dafür bekannt, dass sie mit der Zeit an Effektivität einbüßen.
Ob Sie ein Medikament nun Tage oder Wochen einnehmen sollten, erläutert Ihnen Ihr behandelnder Arzt. Dieser wägt dabei immer ab, ob und wie lange ein Medikament für Sie einen Nutzen hat.
In einigen Fällen verabreicht der Arzt dem Betroffenen Spritzen: Dies ist meist dann der Fall, wenn die üblichen Arzneimittel keine Wirkung gegen den Schmerz zeigen.4 In diesem Fall ist es dem Experten möglich, dem Patienten eine Mischung aus Betäubungsmitteln sowie Entzündungshemmern direkt an die betroffene Nervenwurzel zu spritzen – also dem Ort der Schmerzentstehung. Fachmänner nennen dieses Verfahren peridurale Infiltration (PDI).
Physikalische Maßnahmen bei einem Bandscheibenvorfall
Physikalische Anwendungen, die bei Beschwerden aufgrund eines Bandscheibenvorfalls zur Anwendung kommen, sind unter anderem diese:
- Bettruhe kann beispielsweise dafür sorgen, dass die beschädigte Bandscheibe weniger belastet ist, als es beim Stehen der Fall wäre. Allerdings bessern sich die Beschwerden meist nur vorübergehend – so lange wie der Patient liegt.
- Wärme in Form von Wärmekissen, Wärmepflastern oder einer Rotlichtlampe kann den Stoffwechsel und die Durchblutung anregen und außerdem verspannte Muskeln lockern.
- Ultraschall erzeugt durch Schallwellen in einem hohen Frequenzbereich eine wohltuende Wärme, die unter anderem darauf abzielt, Verspannungsschmerzen zu lindern.
- Massagen sollen ebenfalls bewirken, dass sich die Muskeln lockern. Gekonnte Griffe regen häufig die Durchblutung an und lindern Schmerzen. Im Falle einer beschädigten Bandscheibe sollten sich Patienten von einem erfahrenen Physiotherapeuten massieren lassen.
- Die Elektrotherapie dient der schmerzlindernden Muskelstimulierung. Über Elektroden, die ein Physiotherapeut auf der Haut anbringt, gelangen kontrollierte Stromimpulse in den Körper. Diese können zur Muskellockerung beitragen.
- Eine manuelle Therapie zielt auf die Mobilisation des Körpers ab. Bei einem Bandscheibenvorfall bewegt ein Physiotherapeut dabei zum Beispiel die ganze Wirbelsäule oder einzelne Gelenke, um eine Druckentlastung zu erreichen.
- Die Hydrotherapie macht sich (meist warmes) Wasser zu Nutze, um Muskelspannung zu lösen und so Schmerzen zu lindern. In der Ausführung ist diese Behandlungsform sehr vielfältig: Es können Wickel, Bäder, Waschungen oder auch Güsse zum Einsatz kommen.
Generell ist Bewegung ebenfalls eine geeignete Maßnahme bei einem Bandscheibenvorfall. Natürlich immer nur solange sie keine zusätzlichen Beschwerden verursacht oder vorhandene verstärkt. Schwimmen oder Spazierengehen sind zwei Beispiele, die sich im Sinne der Therapie eignen können. Jedoch ist es ratsam, vorher immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten.
Im folgenden Video können Sie Übungen gegen Bandscheibenprobleme in der Lendenwirbelsäule sehen, die sich zu Hause durchführen lassen:
Alternative Methoden zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls
Unterstützend zur Schulmedizin können alternative Therapien zum Einsatz kommen – dies wird als Komplementärmedizin bezeichnet. Hierzu gehören unter anderem die folgenden:
- Akupunktur: Durch das Einstechen von speziellen Akupunkturnadeln in bestimmte Hautpunkte sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden. Die Akupunktur ist Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und in erster Linie eine Erfahrungsheilkunde; die genaue Wirkungsweise ist noch nicht vollständig erforscht.
- Akupressur: Auch die Akupressur arbeitet mit der Stimulierung bestimmter Reizpunkte. Diese werden jedoch über Druck von außen aktiviert, beispielsweise über spezielle Akupressurmatten für den Rücken. Alternativ kann ein Therapeut mit der Hand oder den Fingern Druck auf bestimmte Punkte am Körper ausüben.
- Osteopathie: Die Osteopathie zielt darauf ab, Blockaden und Funktionsstörungen im Organismus, die beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall entstehen, zu erkennen und zu lösen. So behandelt der Osteopath mithilfe manueller Techniken, beispielsweise Druck- und Zugtechniken, die beeinträchtigten Körperstrukturen.
Das passiert bei einer Bandscheibenvorfall-OP
Entscheiden sich Patient und Arzt nach sorgfältiger Abwägung des gesundheitlichen Nutzen und der Risiken für eine Operation des Bandscheibenvorfalls, stehen verschiedene Verfahren zur Auswahl:
- Sequestrektomie (Stückentfernung): abgelöste Stücke (Sequester) der Bandscheibe werden entfernt
- Nukleotomie (Teilentfernung): das geschädigte Material wird herausgezogen, um die Nerven zu entlasten
- Diskektomie (komplette Entfernung der Bandscheibe): die Bandscheibe wird vollständig entfernt und durch einen Platzhalter (bewegliche Bandscheibenprothese) ersetzt; ist dies nicht möglich, erfolgt eine Fusion der Wirbelkörper (Versteifung durch Platzhalter aus Titan oder Kunststoff, die teilweise mit Schrauben fixiert werden)
Je nach durchgeführter Methode dauert die Operation zwischen 40 Minuten (einfache Bandscheiben-Operation) oder 90 Minuten (beispielsweise bei der Fusion der Wirbelkörper).5
Welche Risiken birgt eine Bandscheiben-OP?
Nur in seltenen Fällen treten bei einer Bandscheiben-Operation Komplikationen auf. 5 Dennoch sind, aufgrund der Nähe zum Rückenmark und wichtigen Nerven, bestimmte Gefahren nicht ganz ausgeschlossen. Zu den Risiken zählen unter anderem:
- Schädigungen von Nerven
- Empfindungsstörungen
- Lähmungserscheinungen
- Störungen der Kontrolle von Blase und Darm
- Störungen der Sexualität, zum Beispiel Erektionsstörungen
- erneuter Bandscheibenvorfall im selben Bereich
In den ersten Wochen nach einer Operation stehen in der Regel körperliche Schonung sowie wirbelsäulengerechtes Verhalten im Fokus. Für die ersten 6 Wochen nach der Operation ist zudem Folgendes nicht erlaubt:2
- Massagen, Manuelle Therapie sowie Wärmeanwendung
- Bauchlage beim Schlafen (nur Rücken- und Seitenlage)
- Seitneigungen, Rotationen oder Flexionen der Wirbelsäule
- Heben schwerer Gegenstände
- belastende Sportarten (wie Gewicht heben oder Rennradfahren)
Im Anschluss an die Operation wird den meisten Patienten eine Rehabilitation empfohlen: Je nach Alter des Patienten und vorliegendem Bandscheibenvorfall kann diese ambulant oder stationär erfolgen. In der Regel werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.
Vorsorge: Wie lässt sich einem Bandscheibenvorfall vorbeugen?
Ein Bandscheibenvorfall kann vielerlei Ursachen haben. Möglich ist der Verschleiß, eine Fehlbelastung oder in den meisten Fällen eine Überlastung der Wirbelsäule. Das Risiko, dass die Wirbelsäule unter einer Überlastung leidet, lässt sich minimieren, indem die Muskulatur gezielt trainiert wird. Zudem benötigt die Bandscheibe für ihren Stoffwechsel Bewegung. Eine immer gleiche Körperhaltung oder starke Belastungen schaden dem System Rücken und führen zum Streik einzelner Komponenten.
Um einem (erneuten) Bandscheibenvorfall vorzubeugen, können Sie folgende Maßnahmen ergreifen:
Gut trainierte Muskeln stützen die Wirbelsäule
Damit die Bandscheiben die verbrauchten Nährstoffe gegen neue austauschen können, benötigen sie vor allem eines: Bewegung. Denn erst dann kommt der Stoffwechsel der Bandscheiben in Gang. Daher werden weder eine dauerhaft gleiche Körperhaltung noch eine Schonhaltung (auf der Couch liegen) den Anforderungen der Bandscheiben gerecht.
Besonders wichtig ist deshalb die Bewegung und Kräftigung der Rückenmuskulatur und ihrer Gegenspielerin, der Bauchmuskulatur, um den Bandscheiben und dem gesamten Rücken etwas Gutes zu tun. Denn Rücken- und Bauchmuskeln arbeiten beim Stützen und Stabilisieren der Wirbelsäule zusammen.
Um Ihre Muskulatur zu trainieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten: So können Sie sich beispielsweise bei einem Fitnessstudio oder für einen Pilates-Kurs anmelden. Alternativ ist es möglich, mithilfe entsprechender Apps oder Videos die Übungen in den eigenen vier Wänden durchzuführen. Für kräftige Bauchmuskeln sind beispielsweise flache Planks geeignet. Das nachstehende Video zeigt Ihnen, wie es geht:
Rückenfreundliche Haltung
Mit einer rückenfreundlichen Körperhaltung kann einer Überlastung des Rückens und damit einem Bandscheibenvorfall vorgebeugt werden. Dazu gehören unter anderem:
- Kopf und Rücken gerade halten (kein Hohlkreuz)
- Hochziehen der Schultern vermeiden
- Körperhaltung und Position regelmäßig wechseln
- einseitige Belastungen vermeiden
- aus den Beinen heben, nicht aus dem Rücken
Für genauere Informationen bieten sich sogenannte Rückenschulen an, die relevantes Wissen rund um rückengerechtes Verhalten und Übungen zur Rückengesundheit vermitteln. Häufig werden die Kurse von Volkshochschulen, Krankenkassen oder in Fitnessstudios angeboten. Oft übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kursgebühren.
Wie man seinen Rücken richtig bettet…
Nicht nur der Alltag kann die Wirbelsäule belasten, auch für die Nacht gibt es so einiges zu beachten. Dazu gehört: die richtige Matratze. Am besten ist es, in ein Fachgeschäft zu gehen und sich beraten zu lassen. Ob weicher oder härter – eine geeignete Matratze passt sich dem Körper an und sollte entsprechend dem Körpergewicht, aber auch der Schlafposition ausgewählt werden.
- Rückenschläfer: Bevorzugt man das Schlafen auf dem Rücken, sollten der Lendenwirbelsäulenbereich und der Nacken nicht zu tief in die Schlafunterlage einsinken. Somit bleibt die Wirbelsäule in ihrer natürlichen S-Form.
- Seitenschläfer: Schläft man bevorzugt auf der Seite, ist darauf zu achten, dass die Matratze an Schultern und Becken etwas nachgibt, sodass die Wirbelsäule gerade bleibt.
- Bauchschläfer: Von einer Bauchlage sollten Sie lieber absehen, da hier gegen die natürliche S-Form der Wirbelsäule gearbeitet wird. Wer nicht anders schlafen kann, legt am besten ein Kissen unter die Hüften und einer weiteres unter die Knie, um die Wirbelsäule zu entlasten.
Da man nachts aber des Öfteren die Position wechselt, sollte die Matratze möglichst für alle Lagen passend sein.
Neben der Matratze ist die Wahl des Kissens noch zu bedenken: Für Rückenschläfer bieten sich mittelhohe, weichere Kissen an, damit sich der Nacken nicht zu stark nach vorne neigt. Alternativ gibt es spezielle Nackenstützkissen. Seitenschläfer sollten hingegen eher ein festes Kissen wählen, das hoch genug ist, den Raum zwischen Schultern und Kopf auszufüllen. Wer auf dem Bauch schläft, sollte auf ein Kissen lieber verzichten oder nur eine sehr dünne Kopfunterlage wählen, um den Nacken nicht noch zusätzlich zu überstrecken.
Häufig gestellte Fragen zum Bandscheibenvorfall
Ein Bandscheibenvorfall macht sich meist durch starke Rückenschmerzen bemerkbar, die oft in Arme oder Beine ausstrahlen. Zusätzlich können Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Lähmungserscheinungen auftreten. Je nach Lage des Vorfalls kann es auch zu Schwächegefühlen oder Funktionsstörungen kommen, wie Schwierigkeiten beim Heben oder Bewegen von Gliedmaßen.
In akuten Fällen können Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente helfen. Bewegungstherapien wie Physiotherapie tragen ebenfalls zur Schmerzlinderung bei. Bei einem schwereren Bandscheibenvorfall kann eine Operation nötig sein.
Ein Bandscheibenvorfall kann sich in leichten Fällen innerhalb von einigen Wochen bis Monaten von selbst zurückbilden. In dieser Zeit sollten konservative Behandlungen wie Physiotherapie und Bewegungstherapien eingesetzt werden. Bei schweren Fällen oder operativen Eingriffen kann die Heilung länger dauern, häufig mehrere Monate.
Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall sind vor allem der natürliche Alterungsprozess, Bewegungsmangel, Übergewicht und dauerhafte Fehlbelastungen der Wirbelsäule. Auch eine genetische Veranlagung, schwere körperliche Arbeit und langes Sitzen können das Risiko erhöhen.