Bandscheibenvorfall – darum handelt es sich


Von einem Bandscheibenvorfall – auch Prolaps der Bandscheibe genannt – sprechen Mediziner dann, wenn der weiche Kern einer Bandscheibe aus der Bandscheibenhülle hinausgequetscht wurde. Oft drückt er in der betroffenen Wirbelregion auf das Rückenmark oder die Spinalnerven, was unter anderem zu Rückenschmerzen führen kann.

Das folgende Video erklärt Ihnen den Bandscheibenvorfall kurz und knapp:

Quelle: youknow

Symptome eines Bandscheibenvorfalls?


Zwei Wirbelkörper, zwischen denen eine austretende Bandscheibe zu sehen ist, die auf Rückenmarksnerven drückt: Ein Bandscheibenvorfall.

Das ausgetretene Bandscheibenmaterial drückt oftmals auf das es umgebende Nervengewebe beziehungsweise die Nervenwurzeln. Häufig so sehr, dass es zu teils starken Schmerzen kommt.1 Darüber hinaus sind durch den Druck auch Funktionsstörungen von Nerven denkbar. Diese bewirken etwa:

Gut zu wissen:

Nicht jeder Bandscheibenvorfall an der Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule muss Schmerzen oder andere Symptome bereiten: Es gibt Menschen, deren Röntgenaufnahmen oder CT-Bilder körperliche Auffälligkeiten zeigen, während sie selbst an keinerlei Beschwerden leiden. Der Bandscheibenvorfall wird dann oft nur durch Zufall diagnostiziert.

Wo genau man bei einem Bandscheibenvorfall Schmerzen hat, ist vom Ort des Vorfalls abhängig.

Mögliche Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS):

  • starke Schmerzen in Nacken und Halsbereich
  • Schmerzen, die in den Arm ausstrahlen
  • Kribbeln (besonders in Hand, Arm oder Nacken)
  • Missempfindungen wie eine gestörte Temperaturwahrnehmung
  • Lähmungserscheinungen
  • Schwächegefühl der Arme

Mögliche Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule (BWS):

  • starke Schmerzen im oberen Rücken
  • in den Brustbereich ausstrahlende Schmerzen
  • atemabhängige Brust- oder Rückenschmerzen

Mögliche Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule (LWS):

  • starke Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule
  • in ein Bein ausstrahlende Schmerzen
  • Kribbeln an Rücken, Gesäß oder Bein
  • Lähmungserscheinungen
  • Schwächegefühl der Beine
  • Stuhl- oder Harninkontinenz (wenn ein entsprechend verantwortlicher Nerv betroffen ist)
  • Störungen der Sexualfunktionen (zum Beispiel Erektionsstörungen)

Schmerzen versus Lähmungen

Bereitet der eingeengte Nerv nur Schmerzen, hat er in der Regel noch seine volle Funktion. Sollte bei einem Patienten hingegen eine Lähmung entstanden sein, ist die Weiterleitung von Informationen im Nerv gestört. So ist es beispielsweise möglich, dass ein Patient sein Bein nicht mehr so gut bewegen kann, oder sein Berührungsempfinden nachlässt. Je schneller bei Lähmungserscheinungen ärztlich behandelt wird, desto besser — nur so kann sich der Nerv regenerieren.

Zudem bewirkt manchmal eine länger bestehende Veränderung der Bandscheibe (beispielsweise in Form einer Bandscheibenvorwölbung oder eines Bandscheibenvoralls) eine Einengung des Wirbelkanals. Ärzte sprechen hier von einer Spinalen Stenose – auch Spinalkanalstenose genannt. Zu ihren weiteren Ursachen zählen etwa Wirbelsäulenverschleiß im Alter oder Wirbelsäulenoperationen.

Der Organismus registriert, dass etwas an der Wirbelsäule anders ist. Um die Statik im Rücken aufrechtzuerhalten, kann es dazu kommen, dass die Wirbelgelenke und Wirbelbögen wachsen – eine dreifache Vergrößerung ist denkbar.1 Für das Rückenmark sowie die umliegenden Nerven bleibt dann kaum noch genügend Platz. Ein Verengen erfolgt und es wird vermehrt Druck auf das Rückenmark, dessen Blutgefäße sowie Nerven ausgeübt.

Zu den Symptomen des Krankheitsbildes Spinalkanalstenose zählen:

  • Schmerzen in den Beinen
  • Lähmungen
  • schwache Beinmuskulatur

Ausgelöst werden können sie durch jede Drucksteigerung im Bereich des Rückenmarks. So treten die Beschwerden beispielsweise in Erscheinung, wenn ein Patient läuft. Denn die Durchblutung ist beim Gehen im ganzen Körper – also auch im Rückenmark – gesteigert. Unter Umständen fangen die Beine schon nach wenigen Metern an zu schmerzen.1

Wann lassen Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall nach?

In der Regel dann, wenn der Druck, der von einer geschädigten Bandscheibe auf den entsprechenden Nerv beziehungsweise die Nervenwurzel ausgeht, wieder nachlässt. Eine solche Entlastung ist mithilfe unterschiedlicher Therapieansätze möglich.

In schweren Fällen (beispielsweise beim Auftreten von Inkontinenz) raten Ärzte auch zu einer Bandscheibenvorfall-Operation. Für gewöhnlich werden jedoch konservative beziehungsweise alternativmedizinische Therapien, die auf Entspannung, Bewegung sowie Schmerzlinderung abzielen, bevorzugt. Hierzu zählen unter anderem:

Bandscheibenvorfall: Häufige Ursachen


In der Regel ist der Verschleiß einer Bandscheibe die Ursache dafür, dass es zum Bandscheibenvorfall kommt. Zu Letzterem führt zum Beispiel:

  • Fehlbelastung der Wirbelsäule
  • Dauersitzen
  • Bewegungsmangel

LKW-Fahrer sowie Personen, die berufsbedingt viel sitzen – beispielsweise im Büro – sind oftmals Bandscheibenvorfall-Patienten. Genauso ist das Risiko für Menschen erhöht, die in der Arbeit (beispielsweise beim Tragen schwerer Gegenstände) beziehungsweise bei Sport (etwa durch unkorrekt ausgeführtes Gewichtheben) ständig ihren Körper falsch belasten. Und natürlich steigt die Wahrscheinlichkeit, zu den Betroffenen zu gehören, auch mit dem Lebensalter. Denn je älter jemand ist, desto länger wurden dessen Bandscheiben beansprucht.

Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall?


Frau sitzt häufig im Büro. Dies kann eine Ursache für einen Bandscheibenvorfall sein

Im Gegensatz zu den meisten anderen Geweben im Körper besitzt die Bandscheibe keine Blutgefäße. Stoffe, die sie zum Überleben benötigt, kann sie nur in Phasen der Entspannung aus ihrer Umgebung beziehen. Vorstellbar ist das als eine Art Pumpmechanismus. Druck auf eine Bandscheibe führt dazu, dass aus ihr, wie aus einem vollgesaugten Schwamm, Flüssigkeit austritt. Wird der „Bandscheibenschwamm“ entlastet, saugt er sich wieder mit nährstoffreicher Substanz voll.

Wenn Sie nun beispielsweise ständig eine Fehlhaltung einnehmen, ist es einigen Ihrer Bandscheiben nicht mehr möglich, sich ausreichend zu versorgen — der Bandscheibe droht eine „Mangelernährung“. Genau wie eine Überlastung, führen solche Ernährungsstörungen häufig dazu, dass die Fasern eines ringbildenden Bandscheibenknorpels reißen.

Die Konsequenz: Der Faserring ist nun deutlich weicher. Sie können sich das wie bei einem Autoreifen vorstellen, der Luft verloren hat. Jetzt besteht die Gefahr, dass die betroffene Bandscheibe ihre Form ändert und sich ihr weicher Bandscheibenkern verlagert. Es kommt zu einer Vorwölbung (Protrusion). Das Miteinander von zwei Wirbeln ist nun gestört – sie werden überbeweglich.

Manchmal resultieren daraus plötzlich einschießende Schmerzen. Diese kennen Sie vielleicht besser unter dem Namen Hexenschuss. Er ist unter anderem die Folge einer Überlastung der Gelenke oder auch Verspannung der betroffenen Muskulatur des Rückens. Durch Bewegungstherapien wie etwa Krankengymnastik, heilt der Hexenschuss in der Regel jedoch meist zeitnah wieder ab.1

Ein kurzzeitiges Ausheilen ist nicht denkbar, wenn es zum eigentlichen Bandscheibenvorfall kommt.1 Bei diesem zerreißt der Faserring komplett. Das Gewebe der Bandscheibe kann seine vorgesehene Stelle in Richtung Rückenmark verlassen und Druck auf Nervengewebe ausüben. Beschwerden wie Taubheitsgefühl, Rückenschmerzen und Co. sind die Folge.

Bandscheibenvorfall: Wie lange bin ich krank?

Oftmals geht ein Bandscheibenvorfall innerhalb von Wochen bis Monaten von selbst wieder zurück.2 Denn die beschädigte Bandscheibe verkümmert, sodass sie nach und nach kleiner wird und weniger Druck auf die Nervenwurzeln ausübt. Beschwerden wie Rückenschmerzen werden geringer.

Für das Zurückgehen förderlich ist unter anderem eine konservative Therapie, die etwa eine vorübergehende Bettruhe, die Einnahme von Schmerzmitteln aber auch ein moderates Maß an Bewegung vorsieht. Die bestätigte Diagnose bedeutet also nicht unbedingt, dass sie wochenlang arbeitsunfähig sind. Natürlich ist das jedoch von den individuellen Beschwerden sowie dem Beruf abhängig.

Eine etwas längere Krankheitsphase ist bei Operationen zu erwarten. Diese werden vor allem dann empfohlen, wenn Lähmungen oder eine Inkontinenz bestehen.3 Durch einen rechtzeitigen medizinischen Eingriff lassen sich häufig dauerhafte Folgeschäden vermeiden. Wie lange Sie nach einem operativen Eingriff krankgeschrieben sind, bespricht Ihr behandelnder Arzt mit Ihnen.

Wie können Ärzte einen Bandscheibenvorfall diagnostizieren?


Eine Diagnose für einen Bandscheibenvorfall kann z. B. durch eine Kernspintomographie festgestellt werden

Möglichkeiten, mit denen ein Mediziner einen Bandscheibenvorfall erkennen kann, sind unter anderem:

  • Anamnese (Patientenbefragung zur Krankengeschichte)
  • körperliche Untersuchung
  • bildgebende Verfahren

Befragung des Betroffenen: Für die Diagnose wird der Arzt zunächst nach Art, Ort und Stärke der Schmerzen fragen. In Kombination mit einer körperlichen Untersuchung, die beispielsweise ein Abtasten der Wirbelsäule sowie ein Überprüfen der Reflexe, Sensibilität und Beweglichkeit beinhaltet, verschafft sich der Experte einen ersten Überblick. Er kann nach diesen Maßnahmen sogar häufig schon einschätzen, auf welcher Höhe der Wirbelsäule sich der Bandscheibenvorfall befindet. So treten etwa Schmerzen in den Beinen eher bei einem Vorfall an der Lendenwirbelsäule in Erscheinung.

Bildgebende Verfahren: Sie sind wichtig, wenn exakt festgestellt werden soll, an welcher Stelle sich der Bandscheibenvorfall befindet. Doch nicht nur das. Es lässt sich auch genau erkennen, inwiefern das ausgetretene Bandscheibengewebe Druck auf die Spinalnerven ausübt. Zu den bildgebenden Verfahren zählen zum Beispiel:

  • Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie/MRT): Dafür wird der Patient in ein röhrenförmiges Tomographiegerät geschoben. Die Ärzte erhalten Schichtbilder des Körperinneren, die durch ein starkes Magnetfeld entstehen. Mit der Magnetresonanztomographie lassen sich horizontale, vertikale oder diagonale Ansichten des Körperinneren erzeugen. So kann der Experte einzelne Gewebestrukturen sehr präzise beurteilen. Die Untersuchung liefert Informationen über Größe, Ausdehnung und Form eines Bandscheibenvorfalls sowie über die betroffenen Nerven. Ein Bandscheibenvorfall, Verschleiß von Wirbeln oder ein verengter Wirbelkanal können mit hoher Genauigkeit diagnostiziert werden.
  • Computertomographie (CT): Dabei handelt es sich um ein weiterentwickeltes Röntgenverfahren, bei dem die Röntgenröhre um den Körper des Patienten kreist. Dadurch wird das Körperinnere schichtweise dargestellt. Die Aufnahmen sind präziser als beim herkömmlichen Röntgenverfahren. Mediziner erhalten so detailliertere Informationen über knöcherne Veränderungen. Allerdings liefert das CT nur horizontale Schnittbilder des Körpers.
  • Röntgenuntersuchung: Ein Röntgenbild der Hals- oder Lendenwirbelsäule gibt beispielsweise Aufschluss über die Knochenstruktur. Der Nachteil dieser Untersuchung bestehen darin, dass sich auf Röntgenbildern nur Wirbel und keine Bandscheiben darstellen lassen.

Vielleicht fragen Sie sich noch, wer Ihre erste Anlaufstelle ist, wenn Sie vermuten, einen Bandscheibenvorfall zu haben? In der Regel ist Ihr Hausarzt immer eine gute Wahl. Bei Bedarf überweist er Sie an einen Neurologen (ein Spezialist in Sachen Erkrankungen des Nervensystems).

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Jenni Graf Könnte Jenni Graf Blut sehen, wäre sie Ärztin geworden – da das aber leider nicht der Fall ist, hat sie sich für den deutlich unblutigeren Beruf der Medizinredakteurin entschieden. Nach ihrem Medizinjournalismus-Studium war sie von 2016 bis 2020 Teil von kanyo®. Jenni Graf Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Regina Lopes Bombinho Brandt Aufgrund ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin kennt Regina Brandt Krankenhäuser auch hinter den Kulissen. Durch ihr Studium der Sprach- und Kommunikationswissenschaften vermischen sich bei kanyo® ihre Kenntnisse in Sachen Online-Redaktion, Medizin und Kommunikation. Regina Lopes Bombinho Brandt Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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