Was ist eine Autoimmunerkrankung?
Mit dem Begriff „Autoimmunerkrankung“ wird in der Medizin eine Gruppe von Krankheiten zusammengefasst, die auf einer Fehlfunktion des Immunsystems beruhen. Die eigentliche Aufgabe des Immunsystems ist es, eingedrungene Erreger als „fremd“ zu markieren und anschließend unschädlich zu machen. Solche Erreger können Viren oder Bakterien sein, die uns krank machen, zum Beispiel Erkältungsviren oder schädliche Darmbakterien.
Bei einer Autoimmunreaktion kann das Immunsystem nicht mehr sauber trennen zwischen „körpereigen“ und „fremd“ und richtet seine Waffen damit auch gegen körpereigene Strukturen. Beispielsweise sind dies bei Diabetes Typ1 die Langerhans’schen Zellen der Bauchspeicheldrüse, während im Fall von Morbus Crohn die Darmschleimhaut angegriffen wird.
Rein physiologisch betrachtet, macht dies natürlich keinen Sinn. Warum das Immunsystem sich allerdings plötzlich gegen körpereigene Stoffe richtet, ist unklar – vermutet wird ein Zusammenhang mit Umweltfaktoren, manche Wissenschaftler sprechen allerdings auch von einer möglichen Vererbung von Autoimmunkrankheiten.
Welche Autoimmunerkrankungen kommen infrage?
Ein möglicher Auslöser für Nervenschädigungen ist das sogenannte Guillain-Barré-Syndrom (GBS), bei dem das autonome Nervensystem aufgrund von Entzündungsreaktionen betroffen ist. Die Ursache für diese Erkrankung liegt vermutlich darin, dass das Immunsystem nach der Bekämpfung einer Virusinfektion, zum Beispiel durch Erkältungsviren, nicht richtig abgeschaltet wird und körpereigene Strukturen angreift.
Ob dies die tatsächliche Ursache ist, konnte allerdings noch nicht endgültig geklärt werden. Beim GBS werden periphere Nerven vom Immunsystem angegriffen und zerstört. Dies kann zu folgenden, teils schwerwiegenden Symptomen führen:
- allgemeines Schwächegefühl
- Potenzstörungen
- Lähmungen der Bein-, Arm- oder Nackenmuskulatur
- Atemprobleme aufgrund einer Lähmung der Atemmuskulatur
Lähmungserscheinungen sind auch Symptome der chronischen inflammatorischen demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP). Diese tritt ebenfalls meist nach Infektionskrankheiten auf, beispielsweise nach einer Hepatitis-Erkrankung (Hepatitis B und C), oder als Begleiterkrankung bei HIV-positiven Patienten. Bei der CIDP greift das Immunsystem fälschlicherweise die Myelinscheide (Ummantelung einer Nervenzelle) an und baut diese ab, was zu einer gestörten Reizweiterleitung führt.
Autoimmunerkrankung: Multiple Sklerose
Auch Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung, die sich gegen das Nervensystem richtet. In diesem Fall sind sowohl das periphere Nervensystem, als auch das zentrale Nervensystem betroffen. Das Immunsystem greift die Myelinscheide an, die die Axone umgibt, und nimmt so Einfluss auf die Reizweiterleitung. MS kann vielfältige Symptome auslösen – von Bewegungsstörungen bis hin zu Empfindungs- oder Wahrnehmungsstörungen.
Am häufigsten erkranken junge Erwachsene an MS. Die Krankheit kann mit Hilfe von Medikamenten und Cortison-Präparaten gut behandelt werden, ist allerdings derzeit nicht heilbar.
Autoimmunerkrankung: Neurosarkoidose
Bei Patienten, die an einer Neurosarkoidose erkrankt sind, bilden sich kleine Gewebeknötchen, die sogenannten Granulome, im Nervengewebe. Das Immunsystem verstärkt die Immunantwort und richtet diese auch gegen das körpereigene Nervengewebe. Die Granulome können Druck auf die Nerven ausüben und diese so in ihrer Funktionalität einschränken. Entsprechend vielfältig sind daher auch die Symptome einer Neurosarkoidose: Diese reichen von Bewegungseinschränkungen bis hin zu Lähmungen und Empfindungsstörungen.