Der Körperbau der Frau unterscheidet sich nicht nur rein äußerlich betrachtet von dem eines Mannes. Er ist im Laufe des Lebens vielen hormonell bedingten Veränderungen unterworfen: Menstruation, Schwangerschaft, Geburt, Stillen und Menopause. Diese Faktoren haben auch Einfluss auf den Halteapparat einer Frau und machen ihn daher anfälliger für Rückenprobleme, da beispielsweise Östrogen, das weibliche Geschlechtshormon, die Bänder im Beckenbereich lockern kann.
Da Frauen aufgrund ihres Körperbaus leichter an Rückenschmerzen erkranken, ist eine Kräftigung der Muskulatur sehr sinnvoll.
Der weibliche Rumpf zeichnet sich im Vergleich zum männlichen durch einen kleineren Brustkorb und einen größeren Bauchanteil aus. Der Grund ist eine mögliche Schwangerschaft – ein Baby im Bauch benötigt Platz und soll mit seinem Wachstum die inneren Organe nicht zu sehr einengen. Dadurch ist bei Frauen auch die Lendenregion länger als bei Männern, was die Lendenwirbel bereits im nicht-schwangeren Zustand mehr beansprucht; dies geschieht umso mehr mit einem Kind im Bauch.
Auch das weibliche Becken ist anders geformt als das männliche. Schließlich ist es der Geburtskanal, durch den das Baby hindurch passen muss. Daher springt beispielsweise der unterste Lendenwirbel weniger ins Becken vor und Becken und Wirbel sind nicht so fest miteinander verbunden wie beim Mann. Dies unterliegt einer hormonellen Steuerung: Die Bänder des Beckengürtels werden während der Schwangerschaft gelockert. Als Folge kann sich der Beckendurchgang durch eine Geburt sogar dauerhaft erweitern.
Eine trainierte Rumpfmuskulatur Für Frauen besonders wichtig
Die Voraussetzungen für eine Schwangerschaft, die beim weiblichen Körper vorhanden sind, führen zu einer verminderten Stabilität der Wirbelsäule und Gelenke. Die Stützmuskulatur hat für die Frau daher eine besondere Bedeutung. Sie sollte daher entsprechend leistungsfähig und gut trainiert sein.
Fehlende Stabilität der Wirbelsäule führt zu Überbelastung und infolge dessen zu einem schmerzenden Rücken. Wichtig ist vor allem eine gut ausgeprägte Bauch- und Rückenmuskulatur. Sie stabilisiert den gesamten Bewegungsapparat und entlastet die Wirbelsäule.
Frauen sollten also stets körperlich aktiv bleiben. Sportliche Aktivitäten, wie zum Beispiel Schwimmen, kräftigen die Muskeln, wirken rückenbelastendem Übergewicht entgegen und tun als Zusatzeffekt auch noch der Psyche gut.
Experteninterview mit Sebastian Kästle
Heilpraktiker und Osteopath in München
Experteninterview mit Sebastian Kästle
Welchen Rat geben Sie Ihren Patienten, um Rückenbeschwerden in den Griff zu bekommen?
„Jeder Patient muss auch selbst aktiv werden und etwas für seinen Rücken tun! Dazu zählt zum Beispiel die Ergonomie am Arbeitsplatz. Auch ein ausgleichendes Bewegungsprogramm spielt bei der Therapie des Beschwerdebildes eine wichtige Rolle. Bei Rückenschmerzen sollte unbedingt zur genaueren Abklärung ein Arzt oder Heilpraktiker aufgesucht werden.“
Auf welche homöopathischen Wirkstoffe setzen Sie bei der Behandlung?
„Neben einem ganzheitlich osteopathischen Behandlungsansatz verordne ich unterstützend häufig ein homöopathisches Komplexmittel. Es enthält einen einzigartigen, nachhaltigen Wirkkomplex aus 6 Mineralstoffen (Kieselsäure, Zink, Eisen(III)-phosphat und ein wertvolles Calcium-Trio). Insbesondere die darin enthaltene Kieselsäure (Acidum Silicium) und das Kalziumfluorid (Calcium fluoratum) wirken positiv auf das Fasziengewebe, das bei Schmerzzuständen oft stark verklebt ist.“
Ein weiterer Grund, warum Rückenschmerzen bei Frauen auftreten können, ist ein großer Busen. Dieser sollte mit einem optimal passenden BH gestützt werden. Einschneidende Träger können Muskeln und Nerven im Schulter-Nackenbereich belasten. Die durch das Gewicht der Brust mögliche Fehlhaltung kann Rücken- und Nackenschmerzen begünstigen.
Zudem gibt es eine Reihe von Erkrankungen, die speziell bei Frauen Rückenschmerzen auslösen können:
Gebärmuttersenkung
Abgeknickte Gebärmutter, zum Beispiel durch eine Geburt
gynäkologische Tumore
Endometriose
Entzündung der Organe des kleinen Beckens (wobei Eileiter, Eierstöcke, Gebärmutterschleimhaut, Gebärmutterhals oder sämtliche Organe gleichzeitig betroffen sein können)
Verkürzte Bänder und Muskeln des Halteapparates der Gebärmutter und der inneren Geschlechtsorgane
Wechseljahre
Während der Wechseljahre verändert sich der Körper einer Frau sehr. Es kann daher auch zu Kreuzschmerzen kommen, die durch einen Verlust an Muskelkraft bedingt sind. Die Muskelkraft kann nicht nur aufgrund des fortschreitenden Alters abnehmen, sondern auch durch fehlendes Training.
Die Folge: Der Wirbelsäule fehlt die Stütze und der Rücken schmerzt. Während der Wechseljahre sollte daher die Rückenmuskulatur verstärkt trainiert werden. Auch die Versorgung mit den richtigen Nährstoffen spielt beim Muskelaufbau eine bedeutende Rolle.
Zudem leiden Frauen häufiger an Osteoporose, dem Abbau der Knochenmasse. Besonders häufig tritt diese Erkrankung des Knochenapparates nach der Menopause auf. Der Rundrücken älterer Frauen kann ein Hinweis auf fortgeschrittenen Knochenschwund sein.
Oft macht sich zu Beginn nur eine Schwäche im Rücken bemerkbar, die auf einer geschwächten Rückenmuskulatur beruhen kann. Ist der Rücken auch von Osteoporose betroffen, kann es sogar aus nichtigem Anlass zu Knochenbrüchen kommen, da den Knochen Calcium als wichtiger Knochenbaustoff fehlt und auch die Muskulatur ihre unterstützende Funktion nicht mehr so ausgeprägt wahrnehmen kann.
Von Osteoporose können auch das Becken oder die Wirbelkörper betroffen sein. Wirbelbrüche werden oft als Hexenschuss oder Ischias missgedeutet, da sie meist im unteren Bereich des Rückens auftreten. Daher sollte bei anhaltenden Rückenschmerzen immer ärztlich abgeklärt werden, was die Ursache für die Symptome ist. Eine beginnende Osteoporose kann durch die gezielte Einnahme von Calcium verzögert werden.