Wie wird eine Wirbelsäulenverkrümmung eigentlich diagnostiziert?


Verschiedene Zeichnungen von Verformungen der Wirbelsäule.

Wenn Sie Beschwerden haben und vermuten, eine krumme Wirbelsäule könnte ursächlich dafür sein, bringt ein Besuch beim Facharzt, dem Orthopäden, Klärung. Nach einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) folgt eine körperliche Untersuchung, bei welcher der Arzt den Rücken und die Form der Wirbelsäule des Patienten in Augenschein nimmt.

Ergänzend zur Inspektion führt der Experte ein paar Tests zur Beweglichkeit durch, indem er den Betroffenen beispielsweise bittet, seinen Oberkörper in verschiedene Richtungen zu neigen. Auch Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule sind Teil der Diagnose.

Bitte beachten: Die kurz angerissenen Methoden bilden nur einen kleinen Teil der Diagnostikmöglichkeiten ab. Das breite Spektrum ist unter anderem abhängig von der Art der vorliegenden Verformung der Wirbelsäule, beispielsweise der Skoliose.

Die Skoliose


Gegenüberstellung einer gesunden Wirbelsäule und einer Wirbelsäule mit Skoliose

Bei einer Skoliose ist die natürliche Krümmung der Wirbelsäule verändert und sie verbiegt sich seitlich. Dabei werden auch die Wirbelkörper um die eigene Achse gedreht (Fehlrotation). Diese Verformung der einzelnen Wirbel nennen Mediziner Torsion.

Eine krankhafte Verformung der Wirbelsäule beginnt in circa 90 Prozent der Fälle ohne erkennbaren Grund, meist bei Kindern, die gerade in die Pubertät kommen.1 Mädchen sind dreimal häufiger betroffen als Jungen.2 Die Diagnose der sogenannten idiopathischen Skoliose gestaltet sich häufig als schwierig, da sie normalerweise nicht mit Schmerzen verbunden ist.3 Nicht selten wird die Wirbelsäulenverkrümmung zufällig entdeckt, beispielsweise im Schwimmbad, wenn Eltern, Freunde oder Lehrer die schiefstehende Schulterblätter bemerken.

Mögliche Ursachen der seitlichen Wirbelsäulenverkrümmung

Neben der idiopathischen Skoliose, deren Ursache nicht bekannt ist, lässt sich die Rückendeformation in manchen Fällen beispielsweise zurückführen auf

  • eine Erkrankung der Muskulatur (myopathische Skoliose),
  • eine gestörte Nervenversorgung im Rücken (neuropathische Skoliose) oder
  • unvollständig ausgebildete oder nicht korrekt getrennte Wirbelkörper (angeboren; kongenitale Skoliose).

Da es eine genetische Veranlagung zu angeborenen Skoliosen gibt, ist es ratsam, Ihrem Kinderarzt im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen des Kindes mitzuteilen, dass in der Familie oder Verwandtschaft ebenfalls Personen von Skoliose betroffen sind.4 So kann der Arzt frühzeitig eine medizinische Diagnose und Therapie in die Wege leiten. Je früher eine Skoliose erkannt und behandelt wird, desto besser lassen sich schwerwiegende Folgeerscheinungen vermeiden.

Anzeichen einer Skoliose

Sind Schultern oder das Becken des Patienten beim aufrechten Stehen nicht auf gleicher Höhe, deutet dies auf eine Skoliose hin.

Symptome der Skoliose

Zu Anfang macht die Verdrehung der Wirbelsäule wenig bis keine Probleme. Doch ohne Therapie treten bei fortschreitender Fehlstellung der Wirbelsäule Schmerzen im Rücken auf. Dies liegt einerseits an den frühen Abnutzungserscheinungen, andererseits wird die Muskulatur, die die Wirbelsäule stabilisiert, überlastet. Die Wirbelsäule selbst versteift sich zum Teil an den Krümmungen, was Bewegungseinschränkungen mit sich bringt.

Krumme Wirbelsäule: Welche Matratze ist bei Skoliose geeignet?

Das Deutsche Skoliose Netzwerk (DSN) empfiehlt Matratzen, die sich an die Form des Körpers beziehungsweise der Wirbelsäule anpassen. Die Matratze darf also nicht zu hart sein. Außerdem sollte der Rücken während des Schlafs “unterstützt beziehungsweise entlastet” werden. Lassen Sie sich ausführlich in einem Matratzen-Fachgeschäft beraten.

Schwere Skoliose

Bei einer schweren Skoliose kommt es nicht nur zur Verformungen der Wirbelsäule, sondern auch zu Verformung und Verkürzung des Rumpfes. Da Brust- und Bauchraum dann nicht mehr genügend Platz für die Organe bieten, führt dies meist zu Atem- oder Herzproblemen. Unter Umständen können durch die Verformungen der Wirbelsäule die Bauchorgane wie die Leber ihre Funktion nicht mehr richtig ausüben. Bei schwangeren Frauen, die eine bestehende Wirbelsäulenverkrümmung von mehr als 30 Grad haben, kann es sein, dass der Krümmungsgrad der Skoliose zunimmt.6 Unter anderem gelten durch Schwangerschaftshormone gelockerte Gelenke als Ursache.

Mit der Fehlstellung gehen jedoch auch psychische Folgen einher: Betroffene, bei denen deutliche äußerliche Anzeichen der Skoliose erkennbar sind, wie Schulter- und/oder Hüftschiefstände, leiden unter den Blicken der Umwelt und trauen sich oft nicht mehr, leichte Kleidung anzuziehen oder ins Schwimmbad zu gehen.

Behandlung von Skoliose

Es gibt physiotherapeutische Übungen, die beispielsweise die Rumpfmuskulatur gezielt stärken, um der Wirbelsäule mehr Halt zu geben. Ausgebildete Physiotherapeuten schulen die Betroffenen unter anderem, wie sie mit bestimmten Bewegungsabläufen und Übungen die Wirbelsäule aufrichten und entdrehen. Außerdem können die Trainingseinheiten helfen, die Muskeln zu stärken und somit das Beschwerdebild zu verbessern. Bei Kindern oder Jugendlichen, die noch im Wachstum sind, kann darüber hinaus ein orthopädisches Korsett die Krümmung reduzieren.

Wie Physiotherapie bei Skoliose helfen kann, zeigt das folgende Video, in dem Ärzte und Physiotherapeuten zu Wort kommen:

Bei einer Krümmung von mehr als 50 Grad nach Cobb (Krümmungsgrad, der als Maßstab für den Skoliose-Schweregrad gilt) sowie erheblichen Beeinträchtigungen für den Patienten ist eine Operation notwendig.7 Da eine Skoliose-Operation ein großer Eingriff ist, wägt der behandelnde Arzt den zu erwartenden Nutzen gegen die möglichen Risiken sorgsam ab.

Die Hyperkyphose


Skizze eines Skoliose-Erkrankten mit seitlicher Verformung der Wirbelsäule und eines Kyphose-Erkrankten mit nach vorne gekrümmter Wirbelsäule (Buckel).

Die anfangs angesprochene S-Form der Wirbelsäule und somit die leichte Wirbelsäulenkrümmung im Bereich des oberen Rückens (20 bis 45 Grad) ist notwendig, um trotz des Gewichtes des Rumpfes und Kopfes aufrecht zu stehen. Geht die Krümmung über 45 Grad hinaus, liegt eine Hyperkyphose, auch Rundrücken oder umgangssprachlich Buckel genannt, vor. Sie ist

  • angeboren (kongenitale Kyphose) oder
  • entsteht im Laufe des Lebens (funktionielle Kyphose).

Letztere kommt beispielsweise infolge von Fehlstellungen in anderen Abschnitten der Wirbelsäule zustande.

Vielfältiger Natur: Die Ursachen

Es gibt zahlreiche Gründe, die zu einer Hyperkyphose führen können, wie

  • eine schwache Rückenmuskulatur
  • Wirbelkörperbrüche infolge von Osteoporose (Knochenschwund),
  • unfallbedingte Verletzungen des oberen Rückens oder
  • entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie Morbus Bechterew.

Der Krankheitsprozess kommt manchmal auch durch keilförmige Wachstumsstörungen der Wirbelkörper zustande. Diese Erkrankung der Brustwirbelsäule namens Morbus Scheuermann entsteht, wenn die Anteile der Wirbel ungleichmäßig wachsen und sich so keilförmige Wirbel bilden.

Hyperkyphose und ihre Symptome erkennen

Welche Beschwerden die verstärkte Kyphose hervorruft, ist abhängig von Ort und Schweregrad sowie der Ursache für deren Entstehung. Beispiele sind Rückenschmerzen, Atembeschwerden, Herz-Kreislauf-Probleme sowie eine eingeschränkte Beweglichkeit. Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen kommen dann zustande, wenn die Hyperkyphose knickförmig ist, sodass das empfindliche Rückenmark sowie die von dort ausgehenden Nerven eingeklemmt werden.

Therapie der krankhaften Verkrümmung

Auch die Behandlung ist abhängig von der Ursache der verstärkten Kyphose. Liegt beispielsweise eine schwach ausgeprägte Rückenmuskulatur zugrunde, kann Physiotherapie helfen. In Zusammenarbeit mit Orthopädietechnikern kann der behandelnde Arzt auch zum Tragen eines Korsetts raten. Eine OP, bei der die Wirbelsäule versteift wird, empfehlen Ärzte dann, wenn die Hyperkyphose stärker als 65 Grad ausgeprägt ist und die konservative Therapie mit starken Schmerzen und/oder neurologischen (das Nervensystem betreffende) Beschwerden verknüpft ist.8

Das folgende Video zeigt effektive Übungen gegen den Rundrücken, bei dem die Wirbelsäule stark nach hinten verkrümmt ist:

Sie wünschen weitere Anregungen für Übungen gegen Hyperkyphose? Los geht es!

Schulterblattübung

Darstellung einer Schulterblatt-Übung bei Hyperkyphose: Eine Art der Verformung der Wirbelsäule.
  • Nehmen Sie auf einem Stuhl mit niedriger Rückenlehne Platz.
  • Ziehen Sie das Kinn zur Brust.
  • Jetzt das Brustbein anheben und die Schulterblätter zusammenziehen. Prüfen Sie, ob die Ellbogen nach hinten gezogen werden (hinter die Stuhllehne).
  • Nachdem Sie die Position für 5 Sekunden gehalten haben, kurz lockerlassen, bevor Sie die Übung zehnmal wiederholen.9

Reverse Fly

Darstellung der Übung Reverse Fly gegen Hyperkyphose: Eine Art der Verformung der Wirbelsäule.
Darstellung einer Rückenübung gegen Hyperkyphose: Eine Art der Verformung der Wirbelsäule.

Für diese Rückenübung benötigen Sie Hanteln. Alternativ eignen sich auch kleine gefüllte Plastikflaschen.

  • Setzen Sie sich mit geradem Rücken und den Gewichten beziehungsweise Plastikflaschen in der Hand auf einen Stuhl. Spannen Sie die Bauchmuskeln an.
  • Beugen Sie sich nach vorne, soweit, bis die Gewichte fast den Boden berühren.
  • Blicken Sie dabei nicht nach vorne, sondern nach unten – Kopf und Nacken sollten mit der Wirbelsäule eine gerade Linie bilden.
  • Im nächsten Schritt heben Sie nun die Arme seitlich an (maximal Schulterhöhe), anschließend Schulterblätter zusammenziehen.
  • Senken Sie die Arme langsam ab.
  • Auch diese Rückenübung zehnmal wiederholen.9

Die Hyperlordose


Eine natürliche Lordose (Wölbung der Wirbelsäule nach vorne) hat jeder von uns, sogar in zweifacher Ausführung: Einmal auf Höhe der Halswirbelsäule, einmal im Lendenwirbelbereich. Bei der Hyperlordose jedoch, ist die Wirbelsäule – meist im unteren Rücken – weitaus stärker zum Bauch hin gekrümmt. Das Becken kippt nach vorne, der Oberkörper nach hinten.

Gut zu wissen

Experten unterscheiden die ...

  • zervikale (zum Hals gehörige) Hyperlordose und die
  • weitaus häufigere lumbale (die Lende betreffende) Hyperlordose, besser bekannt als Hohlkreuz.

Als Spätfolgen der Verkrümmung sind

  • Bandscheibenvorfälle
  • Spinalkanalstenosen (verengter Wirbelkanal) und
  • Gleitwirbel (Wirbel rutscht aus seiner ihm angestammten Position) möglich.

Zudem geht ein Hohlkreuz im fortgeschrittenen Stadium mit Rückenschmerzen einher.

So kommt es zur übermäßig ausgeprägten Lordose

Zwar gibt es Fälle, bei denen die Wirbelsäulenverformung angeboren ist, als Hauptursache sind jedoch dauerhafte Fehlhaltungen des Körpers anzusehen. Wenn wir älter werden, geraten auch andere auslösende Faktoren wie Erkrankungen in den Fokus. Hier sind beispielsweise Arthrose (Gelenkverschleiß) und Osteoporose (Knochenschwund) zu nennen. Des Weiteren können Hals- oder Rückenverletzungen eine Hyperlordose bedingen.

Test: Habe ich ein Hohlkreuz?

  • Stellen Sie sich mit dem Rücken zur Wand.
  • Probieren Sie nun dabei, mit folgenden Körperpartien gleichzeitig die Wand zu berühren: Schultern, Rücken, Po, Beine und Fersen.
  • Gelingt dies nicht, sondern passt stattdessen sogar eine Hand zwischen Rücken und Wand, liegt wahrscheinlich eine Hyperlordose vor.

Bitte vereinbaren Sie einen Arzttermin, damit Sie ein Fachmann untersuchen kann. Wir zeigen auf, welche ärztliche Fachdisziplin bei Rückenschmerzen, Verformungen der Wirbelsäule & Co. die richtige ist.

Die Symptome der übertriebenen Lordose

Durch die übermäßige Krümmung nimmt der Betroffene automatisch eine unnatürliche Haltung ein. Dauert die Fehlhaltung an, belastet dies die Rücken- und Bauchmuskulatur: Muskeln und Faszien, die die Muskeln umhüllen, verkürzen sich und es baut sich Zugspannung auf. Nicht selten sind Bewegungseinschränkungen und Rückenschmerzen die Folge.

Liegt eine schwere Ausprägung der Hyperlordose vor, kommt es mitunter sogar zu starken und bis in die Beine ausstrahlenden Schmerzen. Der Hintergrund: Durch den Wirbelkanal verläuft das hochsensible Rückenmark. Die ständige Fehlhaltung kann den Wirbelkanal soweit verengen, dass die dort entspringenden Nerven gequetscht werden (Nervenwurzelbeschwerden).

Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit können auch bei folgenden Erkrankungen eine Rolle spielen:

Behandlungsoptionen

Patienten sollten die Bauch-, Rücken- und Gesäßmuskulatur durch gezielte Übungen stärken, um die Fehlhaltung zu verbessern. Entspannungstechniken und Physiotherapie helfen, die entstehende Muskelspannung zu senken und Erleichterung zu bringen. In schweren Fällen kann der behandelnde Arzt zum Tragen eines Korsetts raten.

Das folgende Video bietet mehr Information rund um das Thema verstärkte Lordose und zeigt 3 Übungen gegen ein Hohlkreuz.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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