Häufig gestellte Fragen zur Akupressur
Die Akupressur ist ein Naturheilverfahren, das über manuelle Druckausübung ganz bestimmter Körperstellen, sogenannter Akupressurpunkte, funktioniert.
Die Akupressur kann körperliche, aber auch psychische Beschwerden wie Depressionen oder Stress lindern.
Die Akupressur kann als Methode auch von Laien zur Selbstbehandlung angewandt werden. Dennoch sind körperliche Signale wie Schmerzen von einem Arzt abzuklären, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen.
Was heißt Akupressur?
Akupressur gehört – genauso wie Akupunktur (Nadelbehandlung) – zu den Säulen der traditionellen chinesischen Medizin und hat sich in den letzten Jahrzehnten auch vermehrt im europäischen Raum als Naturheilverfahren etabliert.
Per Definition handelt es sich dabei um eine Anwendung, bei welcher eine manuelle Reizsetzung durch Druck sowie Massage erfolgt. Der Fokus liegt hier auf ganz bestimmten Akupressurpunkten. Diese Punkte können
- gedrückt,
- punktiert,
- geschoben
oder mit kleinen, sanften Bewegungen umkreist werden.
Die chinesische Therapieform baut auf der Annahme auf, dass der menschliche Körper durchzogen ist von einem System mit insgesamt 12 Energiebahnen, den sogenannten Meridianen1. Über diese strömt die Lebensenergie (Qi, sprich: Tschi) durch den Organismus. Die Energiebahnen sind Organsystemen zugeordnet. Das bedeutet, dass sie nach Organen benannt sind. So gibt es zum Beispiel den Organfunktionskreis der Blase (Bl), des Dünndarms (Dü) oder des Magens (Ma). Kommt es zu einem „Qi-Stau“, können unter anderem Rückenschmerzen die Folge sein. Durch die Akupressurpunkte wird der ins Stocken geratene Energiefluss wieder angeregt.
An wen wende ich mich?
Auf der Suche nach einem fachkundigen Akupressur-Therapeuten werden Betroffene vor allem bei Heilpraktikern und Physiotherapeuten fündig. Doch auch eine Vielzahl an Ärzten bietet mittlerweile diese alternative Behandlungsvariante an. Die Kosten für die Behandlung übernimmt in der Regel der Patient selbst. Akupressur ist allerdings nicht nur von Profis anzuwenden – auch Laien können sich nach einer Einweisung durch den Experten mit einer Druckpunktmassage selbst Linderung verschaffen.
Für all jene, die Akupressur gerne intensiver in ihren Alltag integrieren möchten, stellt eine Akupressurmatte ein mögliches Hilfsmittel dar. Die Matte zeichnet aus, dass sie mit vielen kleinen Spitzen versehen ist, die für eine Stimulation verschiedener Druckpunkte sorgen. Durch die Positionierung – zum Beispiel rücklings – auf dieser besonderen Unterlage, wird die Muskulatur angeregt und eine bessere Durchblutung sowie Entspannung des Gewebes erzielt. Falls gewünscht, kann die Akupressurmatte auch mit einem entsprechenden Kissen für den Kopf- und Nackenbereich kombiniert werden.
Weitere Hilfsmittel zur Akupressurbehandlung können sein:
- Massageknauf: Kleine Gebilde aus verschiedenen Materialien wie Hartplastik, Holz, Edelstahl oder Glas, die mit Knubbeln oder abgerundeten Spitzen eine Druckausübung ermöglichen.
- Akupressurstift: Ein Stift (ohne Miene), häufig mit einer kleinen und einer größeren Kugel an jedem Ende. Diese erlauben besonders punktuelle und exakte Druckpunktmassagen.
Auf den Punkt – die wichtigsten Akupressurpunkte bei Rückenschmerzen
Im Gegensatz zu einer Akupunktur – wo die Nadeln von einem Fachmann exakt gesetzt werden müssen, um Erfolg zu erzielen – kann der Betroffene eine Akupressur relativ einfach selbst durchführen. Es sind nicht unbedingt speziellen Hilfsmittel vonnöten, nur etwas Fingerspitzengefühl und Übung. Die Behandlung erfolgt lediglich durch die für wenige Sekunden (60 bis maximal 120 Sekunden) anhaltende Druckausübung auf einen bestimmten Punkt.2
In sehr vielen Fällen sind die Akupressurpunkte paarig – also links und rechts – angeordnet. So in der Regel auch bei der Akupressurbehandlung von Rückenschmerzen. Alle Druckmaßnahmen sind demnach auf beiden Körperseiten anwendbar.
Nah – oder fern? Wo die Akupressurpunkte liegen
Die für die Akupressur wichtigen Druckpunkte befinden sich häufig nahe am Schmerzbereich (Nahpunkt oder Lokalpunkt). Wie beispielsweise beim HWS-Syndrom (Halswirbelsäulensyndrom) im Hals-Nacken-Schulter-Areal. Allerdings ist nach Verständnis der TCM der Körper durchzogen mit Energiebahnen. Und so ist es auch möglich, dass ein sogenannter Fernpunkt – also eine weiter weg liegende Körperstelle – zur Linderung beitragen kann, da die Wirkung des Drucks bis zur Schmerzstelle zieht. Lassen Sie sich daher bitte nicht irritieren und testen Sie auch hier die Stimulation in Rahmen einer Akupressurmassage.
Nahpunkt Gb 20
Die Wirbel, die unsere Körperachse bilden, werden vom Kopf bis nach unten zum Steißbein durchnummeriert.
Gb 20 – dieser Punkt, der im chinesischen auch Fengchi genannt wird, befindet sich auf der Energiebahn (Meridian) der Gallenblase (Gb). Die Lage ist – jeweils links und rechts – eine Handbreit hinter dem Ohrläppchen, auf der Haargrenze, in der Mulde zwischen den Nackenmuskelansätzen. Je nach Wohlbefinden ist eine Massagezeit von 1 bis maximal 2 Minuten ausreichend2. Vor allem Betroffene mit Schwindelanfällen, Verspannungen oder Schmerzen im Kopf, Nacken und Rücken sowie Tinnitus (pfeifende Ohrgeräusche) profitieren von diesem Druckpunkt.
Bezeichnungen der Akupressurpunkte:
Die einzelnen Druckstellen sind auf den Energiebahnen aufgereiht wie Perlen auf einer Kette und der Reihenfolge entsprechend durchnummeriert. Übrigens: Die Abkürzungen vor den Nummern, die die Funktionskreise bezeichnen, variieren in der Literatur.
Nahpunkt Ga 21
Wenn Sie mittig auf der Schulter den Punkt Ga 21 Jian Jing (Ga synonym zu Gb für Gallenblase) in die Vertiefung drücken, können Sie eine Besserung von Schulter- und Rückenschmerzen erzielen. Orientieren Sie sich einfach an Ihrer persönlichen Sensibilität. Ja intensiver die gedrückte Stelle auf das Pressen reagiert, desto wahrscheinlicher haben Sie den entsprechenden Akupressurpunkt getroffen. Durch die Druckmassage auf beiden Schulterseiten entspannt sich die Muskulatur des Nackens.
Fernpunkt Bl 60
Bei durch das HWS-Syndrom bedingten Nackenschmerzen – und generell Schmerzen an der gesamten Wirbelsäule entlang – wird die Stimulation des Punktes Bl 60 (Kunlun) empfohlen. Dieser liegt auf dem sogenannten Blasen-Meridian, welcher wie die anderen Meridiane von Kopf bis Fuß verläuft. Zu finden ist er hinter dem äußeren Fußknöchel, genauer zwischen dem hinteren Rand des Außenknöchels und der Achillessehne. Nach TCM-Lehre soll durch leichte Druckausübung an der benannten Stelle der gesamte Bewegungsapparat reguliert, gekräftigt und harmonisiert werden.
Fernpunkt Bl 55
Auch Bl 55 (Heyang, auf dem Blasen-Meridian) ist nicht in der Nähe des eigentlichen Schmerzherdes und doch strahlt die Druckwirkung bis dahin aus. Patienten sollten die Stelle massieren, wenn sie von Lendenschmerzen oder Blockaden im unteren Rücken betroffen sind. Zwei Fingerbreit (2 Cun) unterhalb der Kniekehle darf mit der Fingerspitze punktuell, nicht mehr als 10 Millimeter tief akupressiert (gedrückt) werden3.
Fernpunkt Bl 64
Mittig, am nach außen zeigenden Fußrand, beim Übergang von weißer Haut zur rötlichen Fußsohlenfläche und in einer kleinen Mulde – hier ist der Jinggu-Punkt Bl 64 positioniert. Die Massage dieser Stelle entspannt die Sehnen und ermöglicht eine Linderung der Schmerzen in Kopf, Nacken und Rücken. An diesem Punkt genügt es auch schon, 30 Sekunden leicht in Richtung der Zehen zu drücken4.
Weitere Anwendungsgebiete von Akupressur
Weitere Probleme, die durch Akupressur gebessert werden können:
- Übelkeit
- Verdauungsstörungen
- Atemwegserkrankungen
- erhöhter Blutdruck
- Menstruationsbeschwerden
Des Weiteren soll eine Druckpunktmassage persönliche Gesundheitsoptimierungen wie
- die Rauchentwöhnung und
- die Gewichtsreduktion
erleichtern.
Doch nicht nur bei körperlichen Beschwerden kann die Druckmassagen-Methode Erleichterung verschaffen. Auch zur psychischen Stabilisierung bietet sich die fernöstliche Naturheil-Therapie an. Mitunter wird bei der Stimulation neue Energie freigesetzt.
Du Mai: Das dritte Auge (Dünndarm Du 24,5)
Behandeln Sie die Stelle genau zwischen Ihren Augenbrauen. Kleine, kreisende Bewegungen reichen dafür aus. Verwenden Sie für die Massage den Mittelfinger, denn er ist nicht ganz so kräftig wie der Zeigefinger, auf diese Weise fällt der Druck dann etwas schwächer aus. Nach dem Verständnis der traditionellen chinesischen Medizin wirkt die Druckmassage an diesem Punkt positiv bei Schlafproblemen sowie depressiver Verstimmung und löst Stress bedingte Verspannungen.
Gibt es Nachteile einer Akupressur-Behandlung?
Akupressur ist so sanft wie möglich durchzuführen. Auf diese Weise lassen sich durch zu starken Druck entstandene, kleinere Gefäßschäden wie blaue Flecken (Hämatome) verhindern – und dennoch die gewünschte Schmerzlinderung erzielen. Ab und zu kann es auch zu leichtem Schwindel kommen, der jedoch rasch wieder vergeht.
Allerdings gibt es auch Fälle, in denen von einer Druckpunktmassage abgeraten wird (Kontraindikation). Dazu gehören:
- Schmerz-Betroffene mit akuten Organ-, Knochen- oder Muskelschäden (beispielsweise Entzündungen oder Brüchen) erreichen mit einer TCM-Behandlung leider häufig keine Linderung ihrer Beschwerden. Sprechen Sie Ihren Arzt auf die alternative Therapiemöglichkeit mit Akupressur an, er wird Ihnen eine kompetente Einschätzung geben können.
- Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Problemen wie Bluthochdruck (Hypertonie) sollten von einer Therapie mit Akupressur absehen oder sie nur nach Absprache mit einem Mediziner anwenden. Die Beschwerden (zum Beispiel Schwindel) können sich andernfalls durch die Stimulation des Kreislaufs verstärken.
- Schwangere Frauen werden ebenfalls davon gewarnt, Punkte, die den Unterleib betreffen, massieren zu lassen oder selbst Finger anzulegen. Mitunter kann die Stimulation der Druckpunkte dazu führen, dass zum Beispiel Wehen frühzeitig entstehen5. Ihr Gynäkologe kann Sie hier beraten.
Wichtig: Auch wenn sich Akupressur gut zur Selbstbehandlung eignet, um zum Beispiel Beschwerden der Muskeln und im Rücken zu lindern, sollten Sie die Ursache Ihrer Symptome unbedingt vorher von einem Arzt abklären lassen. Schmerz ist ein wichtiges Anzeichen, hinter dem sich eine ernstzunehmende Erkrankung verbergen kann. Diese gilt es frühzeitig zu erkennen und adäquat zu behandeln – oder eben auszuschließen.