Ursachen von Rückenschmerzen bei Kindern


Lange wurde angenommen, dass Rückenschmerzen in jungen Jahren eher selten sind. Neuere Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass es sich nicht nur um ein Problem der älteren Generation handelt. Je nach Studienbedingungen sind etwa 20 bis 80 Prozent aller Kinder und Jugendlichen betroffen – Mädchen häufiger als Jungen.1 Die Ursachen für die Rückenschmerzen bei Kindern sind vielfältig.

Zu den Faktoren, die Probleme verursachen können, gehören unter anderem:
Kind mit Tablet leidet wegen Bewegungsmangel unter Rückenschmerzen.

Bewegungsmangel als Auslöser von Rückenschmerzen

In vielen Fällen liegt den Rückenschmerzen von Kindern eine zu schwach ausgeprägte Bauch- und Rückenmuskulatur zugrunde. Diese Muskeln sollen die Wirbelsäule eigentlich stützen und entlasten – aufgrund von Bewegungsmangel droht die wenig trainierte Muskulatur allerdings zu verkümmern.

Viele Kinder verkörpern das Musterbeispiel einer „sitzenden Gesellschaft“. Ob in der Schule, am Schreibtisch, vor dem Computer oder dem Fernseher: Kinder sitzen viel und lange und schaffen oft keinen Ausgleich. Die Folgen sind Bewegungsmangel und manchmal auch Übergewicht, was aufgrund unzureichend trainierter Rückenmuskulatur zu Rückenschmerzen führen kann.

Wichtig!

Besonders dramatisch wirkt sich das viele Sitzen aus, wenn die geschwächte Muskulatur zusätzlich einer Über- oder Fehlbelastung ausgesetzt wird. Ein zu schwerer oder falsch getragener Schulranzen kann dann schnell eine Fehlhaltung bewirken – die bei Kindern letztendlich Rückenschmerzen auslöst.

Rückenbeschwerden infolge von Verletzungen

Beim Herumtoben oder beim Sport ziehen sich Kinder und Jugendliche nicht selten leichte Verletzungen durch Stürze (wie Prellungen, Verstauchungen) zu. Auch diese können Rückenschmerzen infolge von Verspannungen nach sich ziehen.

Wenn nur die Muskeln betroffen sind, zum Beispiel bei einer Prellung nach einem Sturz beim Klettern oder Fahrradfahren, heilen diese Lädierungen meist nach kurzer Zeit von allein wieder aus. Bei sehr starken Schmerzen, Verrenkungen oder dem Verdacht auf einen Bruch sollte jedoch immer ein Arzt aufgesucht werden.

Gut zu wissen:

Wie Erwachsene können Kinder und Jugendliche übrigens auch einen Bandscheibenvorfall erleiden.1 Meist ist er die Folge eines Unfalls oder einer anderen, vorangegangenen Überlastung.

Wachstumsbedingte Ursachen für Rückenschmerzen bei Kindern

Klagt Ihr Kind über langanhaltende, starke Schmerzen, ist ein Arztbesuch angesagt. Ursache für die Beschwerden können im Wachstum auftretende Veränderungen der Wirbelsäule sein:

  • Morbus Scheuermann (die Wirbelsäule wächst ungleichmäßig)
  • Kyphose (Bildung eines unnatürlichen Rundrückens im Bereich der Brustwirbel)
  • Skoliose (seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule)

Zudem können sich einzelne Wirbel ineinander verdrehen und unbehandelt erhebliche Schmerzen sowie Spätfolgen verursachen.

Weitere mögliche Erkrankungen bei Rückenproblemen

In selteneren Fällen sind unspezifische Rückenschmerzen im Kindesalter auf eine Infektion an der Wirbelsäule (Diszitis und Spondylodiszitis) zurückzuführen, die meist von bakteriellen Erregern verursacht wird. Grundsätzlich kann eine Entzündung in jedem Alter auftreten, Kinder unter 10 Jahren sind jedoch überproportional häufig betroffen.1 Typischerweise beginnen die kleinen Patienten dann zu hinken oder verweigern gar das Laufen und sind leicht reizbar. Bei der Behandlung entzündlicher Erkrankungen gilt im Gegensatz zu anderen Ursachen für Rückenschmerzen bei Kindern nicht der Leitsatz „Bewegung ist die beste Medizin“. Entzündungen der Wirbelsäule müssen durch Ruhigstellung und eine Antibiotikatherapie behandelt werden.

Sind es Muskelkrämpfe, die das Kind quälen, steckt in den meisten Fällen ein Mangelzustand dahinter. Häufig leidet das Kind unter einer Magnesiumunterversorgung. Magnesium ist jedoch essenziell für die Muskelfunktion. Es steckt in vielen Lebensmitteln, die auch Kindern schmecken: Bananen, Nüssen, Haferflocken, Kakaopulver, Zartbitterschokolade.

Eine weitere mögliche Ursache, ist die sogenannte Rachitis. Die Erkrankung ist auf einen Vitamin D-Mangel zurückzuführen. Fehlt der „Knochenhärter“, sind bei Kindern Wachstumsstörungen und Skelettverformungen die Folge. Heute werden bereits bei Säuglingen und Kleinkindern Vorbeugungsmaßnahmen (in Form einer Vitamin D-Supplementierung) getroffen, um eine Unterversorgung erst gar nicht entstehen zu lassen.2 In einigen Fällen ist trotzdem ein Vitamin-D Mangel möglich, zum Beispiel, wenn eine Darmerkrankung die Nähstoffaufnahme stört.

Stress, Kummer und Co.: Auswirkungen der Psyche

Auch psychische Belastungen sind manchmal Ursache für die Rückenschmerzen bei Kindern: Schulstress, Kummer, seelische Veränderungen in der Pubertät und verschiedenste Überbelastungen können sich in Form von Verspannungen im Rücken von Kindern sowie Jugendlichen festsetzen und ihnen Beschwerden bereiten.

Die Folgen von Rückenschmerzen bei Kindern


Kinder spielen draußen, denn Bewegung ist eine gute Behandlungsmethode gegen Rückenschmerzen bei Kindern.

Bleibt eine fehlerhafte Haltung über längere Zeit bestehen, legt das den Grundstein für weitere Rückenschmerzen im späteren Leben. Ein Ausgleich der Haltungsschäden wird zunehmend schwieriger, die Bereitschaft zu mehr Bewegung sinkt. Die Schmerzen sind einfach zu unangenehm. Die betroffenen Kinder geraten damit letztendlich in einen Teufelskreis: Je stärker die Beschwerden werden, desto mehr wollen sie ihren Rücken schonen – und genau diese Schonhaltung verstärkt die Rückenschmerzen.

Muss sich der Rücken kaum noch bewegen, verkümmert die Rückenmuskulatur. Die Schmerzen nehmen zu und die Lebensqualität nimmt ab – oftmals dauerhaft. Die Beschwerden ziehen sich häufig bis ins Erwachsenenalter. Bei Kindern hat das außerdem nicht nur Rückenschmerzen zur Folge: Das Risiko für Übergewicht und damit verbundene Folgeerkrankungen steigt signifikant an.

Wenn der Arzt bei Rückenschmerzen des Kindes gefragt ist


Klagt Ihr Kind über langanhaltende, starke Rückenschmerzen, ist ein Arztbesuch unvermeidlich. Dann können ernsthafte Erkrankungen oder im Wachstum auftretende Veränderungen der Wirbelsäule (wie Morbus Scheuermann, Kyphose, Skoliose) der Grund für die Beschwerden sein.

In der Regel verordnet der Arzt in diesem Fall Krankengymnastik. Dehn- und Kräftigungsübungen sollen dem durch die Verkrümmung entstandenen muskulären Ungleichgewicht entgegenwirken. Manchmal ist zudem das Tragen eines Korsetts notwendig. Dieses stützt die Wirbelsäule und trägt zur Verringerung von Krümmungen bei. Ein operativer Eingriff an der Wirbelsäule ist hingegen nur selten erforderlich.

Kinder mit einer Rachitis bekommen dagegen Vitamin D und Calcium verabreicht.3 Besonders wichtig ist zudem ein regelmäßiger Aufenthalt im Freien, da unter Einfluss von Sonnenlicht Vitamin D in der Haut vom Körper selbst gebildet wird. Ebenfalls sollte auf die ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D durch die Ernährung geachtet werden. Als Vitamin D-reiche Nahrungsmittel gelten beispielsweise fettreiche Fische und – in deutlich geringerem Maße – Leber und einige Speisepilze. Calcium ist vor allem in Milchprodukten, grünem Gemüse (wie Brokkoli oder Grünkohl) und Mineralwasser enthalten.

Infektionen der Wirbelsäule werden überwiegend durch Bakterien ausgelöst. Die Behandlung erfolgt durch eine intensive Antibiotikatherapie und Bettruhe. Meist ist keine Operation notwendig.

Was Sie selbst gegen Rückenschmerzen bei Ihrem Kind tun können


Leidet Ihr Kind an Rückenschmerzen, sollten Sie das auf keinen Fall einfach hinnehmen. Bei den Beschwerden handelt es sich in der Regel nicht um eine Erkrankung, mit der man sich arrangieren muss – mit der richtigen Einstellung und effektiven Tipps sowie Tricks können Sie den Schmerzen den Kampf ansagen.

Bewegung ist die beste Medizin

In vielen Fällen ist Sport der beste Weg zur Linderung der Beschwerden. Regelmäßige Bewegung als Ausgleich zum Dauersitzen entlastet den stark beanspruchten Rücken des Kindes und unterstützt die Versorgung der Bandscheiben mit Nährstoffen und Flüssigkeit. So bleiben die natürlichen Stoßdämpfer der Wirbelsäule elastisch und flexibel.

In ihrer Freizeit sollten Kinder möglichst viel Zeit aktiv im Freien verbringen. Ob Toben, Spielen, Klettern, Radfahren oder Rennen: Körperliche Aktivitäten an der frischen Luft

  • bringen den Kreislauf in Schwung,
  • fördern motorische Fähigkeiten und
  • stärken die wichtige Bauch- und Rückenmuskulatur.

Zusätzlich kann Ihr Kind einen Vereinssport ausüben oder beispielsweise eine Rückenschule besuchen, in der ihm gezielte Übungen zur Stärkung des Rückens sowie eine richtige Haltung vermittelt werden.

Tipp für Eltern: Seien Sie Ihrem Kind ein Vorbild!

Benutzen Sie doch einmal das Fahrrad anstelle Ihres Autos oder unternehmen Sie mit Ihrem Kind einen gemeinsamen Spaziergang zum Spielplatz. Ihr eigener Rücken und der Ihres Kindes werden es Ihnen danken!

Entlastung für den Kinderrücken

Auch eine falsch angepasste Schultasche oder unpassendes Mobiliar kann hinter dem Rückenleiden von Kindern stecken. In jedem Falle sollte ein Rucksack anstelle einer Umhängetasche getragen werden, um einseitige Belastungen und Fehlhaltungen zu vermeiden.

Der Rucksack soll

  • am Rücken anliegen,
  • ein gut gepolstertes Rückenteil haben und
  • mit komfortablen Trageriemen ausgestattet sein, die unangenehme Druckstellen verhindern.

Bestenfalls lassen Sie sich beim Kauf in einem Fachgeschäft beraten und den Schulranzen auf die Körpergröße Ihres Kindes einstellen. Achten Sie außerdem darauf, dass Ihr Kind nur das mitnimmt, was es wirklich braucht! Schwere Gegenstände (zum Beispiel dicke Schulbücher) sollten nah am Körper verstaut werden.

Von großer Bedeutung ist auch ein an die Größe Ihres Kindes angepasstes Mobiliar. Die Höhe des Stuhls und des Schreibtisches sollte so eingestellt sein, dass das Kind seine Beine im rechten Winkel auf den Boden stellen und seine Ellbogen mit entspannten Schultern auf die Arbeitsfläche legen kann. Eine leicht geneigte Arbeitsfläche unterstützt eine entlastende Haltung.

Achten Sie zudem darauf, dass Ihr Kind nie in einer Position verharrt, sondern seine Sitzposition regelmäßig wechselt. Vielseitiges Sitzen ist die Devise, um den Kinderrücken zu entlasten und einseitigen Belastungen und Fehlhaltungen vorzubeugen. Ergonomisch geformte Schreibtischstühle und spezielle Sitzkissen oder -bälle unterstützen dynamisches Sitzen und fördern den Aufbau der stützenden Rumpfmuskulatur. Die Muskulatur, die die Wirbelsäule stabilisiert, wird so gestärkt, eine aufrechte Haltung ermöglicht und der Rücken Ihres Kindes entlastet.

Und auch bei der Wahl der Matratze können Eltern einiges beachten. Da sich die Wirbelsäule im Kindesalter erst noch entwickelt, stellen sich andere Anforderungen als bei Erwachsenen. Am besten Sie lassen sich in einem Fachgeschäft beim Kauf einer Matratze beraten.

Mit viel Zuneigung gegen die Rückenschmerzen

Nicht nur physische, sondern auch psychische Belastungen können eine „Last“ auf den Schultern von jungen Menschen sein. Häufig setzen sich Schulstress und Überforderung in Form von Verspannungen fest. Wichtig ist, keine zu hohen Erwartungen an das Kind zu stellen. Probleme in der Schule? Greifen Sie doch mal gemeinsam zum Hausaufgabenheft: Ihre Gesellschaft und Unterstützung werden Ihrem Kind guttun!

Tipp:

Gegebenenfalls hilft ein Gespräch mit der Lehrkraft. So können Sie herausfinden, ob eventuell die Anforderungen zu hoch oder Mitschüler die Auslöser sind.

Dass Abwechslung im Alltag nie fehlen darf, ist selbstverständlich: Kann sich das Kind in seiner Freizeit austoben, wird es Stress abbauen und spielend einen Ausgleich finden. Und die Bewegung hilft, die Rückenbeschwerden zu lindern. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihr Kind auch Hobbies hat, bei denen es sich körperlich betätigt.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Jenni Graf Könnte Jenni Graf Blut sehen, wäre sie Ärztin geworden – da das aber leider nicht der Fall ist, hat sie sich für den deutlich unblutigeren Beruf der Medizinredakteurin entschieden. Nach ihrem Medizinjournalismus-Studium war sie von 2016 bis 2020 Teil von kanyo®. Jenni Graf Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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