Restless Legs Syndrom: Alles Wichtige auf einen Blick
- Das Restless Legs Syndrom (RLS) ist eine Erkrankung, bei der starker Bewegungsdrang und unangenehme Empfindungen in den Beinen auftreten, besonders nachts.
- Symptome: Starker Bewegungsdrang (vor allem im Ruhezustand), Kribbeln, Brennen und Schlafstörungen.
- Ursachen: Beim idiopathischen RLS ist die Ursache unbekannt, während das symptomatische RLS als Begleiterscheinung von Erkrankungen, Medikamenten oder Mineralstoffmangel auftritt.
- Behandlung: Leichte Beschwerden lassen sich mit Maßnahmen wie Massagen und Bewegung lindern, bei starken Beschwerden kann der Arzt Medikamente verschreiben.
- Häufig gestellte Fragen
Typische Symptome des Restless Legs Syndroms
Die Beschwerden des Restless Legs Syndroms treten vor allem dann auf, wenn der Körper zur Ruhe kommt und über einen längeren Zeitraum in einer ruhigen Position verbleibt – etwa abends beim Einschlafen oder beim längeren Sitzen, zum Beispiel im Auto oder am Schreibtisch. Besonders in den Abend- und Nachtstunden nehmen die Symptome spürbar zu. In der Regel sind die Beine, selten auch die Arme und die Brustregion betroffen.
Zu den häufigsten RLS-Symptomen zählen:1
- Starker Bewegungsdrang: Das wichtigste Anzeichen des RLS ist das kaum unterdrückbare Bedürfnis, die Beine zu bewegen. Die Symptome treten vor allem in Ruhephasen auf und gehen häufig mit innerer Unruhe einher. Kurzes Umhergehen oder Bewegen bringt meist vorübergehende Erleichterung.
- Missempfindungen: Viele Betroffene beschreiben Kribbeln, Ziehen, Brennen, Jucken oder sogar krampfartige Schmerzen. Diese unangenehmen Reize betreffen meist ein oder beide Beine – seltener auch die Arme.
- Schlafprobleme durch nächtliche Unruhe: Weil die Symptome vor allem abends oder nachts auftreten, fällt das Ein- oder Durchschlafen schwer. Die Folge ist Schlafmangel, der zu Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Leistungseinbußen im Alltag führen kann. Auch das Immunsystem wird durch den fehlenden Schlaf geschwächt und macht Betroffene anfälliger für Krankheiten. Darüber hinaus steigt dadurch auch das Risiko an Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes zu erkranken.2,3
Wie stark und wie häufig die Beschwerden beim Restless Legs Syndrom auftreten, variiert von Person zu Person. Auch spüren manche vor allem den Bewegungsdrang, andere eher Missempfindungen – beides muss nicht gleichzeitig auftreten.
In vielen Fällen verläuft die Erkrankung langsam fortschreitend (chronisch-progredient). Besonders zu Beginn zeigt sich das RLS oft in Schüben: Auf Zeiträume mit deutlichen Symptomen folgen Zwischenzeiten ohne Beschwerden.
Wie gefährlich ist das RLS?
Das Restless Legs Syndrom begrenzt in aller Regel nicht die Lebenserwartung und ist somit nicht gefährlich. Die Symptome können jedoch so belastend sein, dass sie die Lebensfreude und den Alltag erheblich einschränken.1
Ursachen: Wie entsteht das Restless Legs Syndrom?
Grundsätzlich unterscheiden Mediziner zwischen dem primären (idiopathischen) und dem sekundären (symptomatischen) Restless Legs Syndrom. Entsprechend differenziert muss man auch deren Ursachen betrachten.
Bei der Entstehung des Restless Legs Syndroms (RLS) unterscheiden Mediziner zwei Formen:1
- das idiopathische RLS (ohne erkennbare Ursache)
- das symptomatische RLS (als Folge anderer Erkrankungen).
Idiopathisches (primäres) Restless Legs Syndrom
Die idiopathische Form gilt bislang als ungeklärt (Idiopathie = ohne erkennbare Ursache). Dennoch deuten Forschungsergebnisse auf eine Störung im Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn hin.4 Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff (Neurotransmitter), der Bewegungsabläufe reguliert. Ist die Signalübertragung in diesem Bereich gestört, kann es zu den bei RLS typischen motorischen und sensorischen Problemen kommen. Zudem deuten weitere Studien darauf hin, dass beim Restless Legs Syndrom nicht nur der Bewegungsdrang, sondern auch zwanghafte Gedanken häufiger vorkommen. Dies legt nahe, dass im Gehirn bestimmte Botenstoffe – ähnlich wie bei Zwangsstörungen – aus dem Gleichgewicht geraten sein könnten.5
Zudem vermuten Experten eine erbliche Veranlagung. Bestimmte Gene könnten eine Rolle spielen, wenn es um gesteigerte innere Unruhe oder Bewegungsdrang geht.4
Symptomatisches (sekundäres) Restless Legs Syndrom
Bei manchen Betroffenen tritt das Restless Legs Syndrom als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen oder äußerer Einflüsse auf. In diesem Fall ist von einem symptomatischen RLS die Rede.
Zu den häufigsten Ursachen zählen:
- dialysepflichtige Niereninsuffizienz (ungenügende Reinigung des Blutes durch die Nieren)
- Nervenschädigung (Polyneuropathie)
- Erkrankung von Nervenwurzeln (Radikulopathie)
- Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse
- Rheumatische Erkrankungen (etwa Arthritis)
- Stoffwechselstörungen
- Parkinson-Krankheit
Weitere mögliche Auslöser:
- Medikamente: Manche Arzneimittel beeinflussen den Stoffwechsel im Gehirn. Vor allem stimmungsaufhellende Präparate wie Antidepressiva können das Gleichgewicht der Botenstoffe verändern und so RLS-Symptome auslösen oder verstärken.
- Vitamin-B12- oder Eisenmangel: Ein Mangel an diesen Mikronährstoffen kann die Funktion des Nervensystems beeinträchtigen. So ist Eisen beispielsweise ein wichtiger Baustein für die Dopaminproduktion, während Vitamin B12 für eine reibungslose Reizweiterleitung sorgt.
- Schwangerschaft: Vor allem im letzten Trimester der Schwangerschaft treten bei manchen Frauen RLS-Beschwerden auf, vermutlich aufgrund hormoneller Veränderungen und eines erhöhten Bedarfs an Eisen und anderen Mikronährstoffen.
Wie beugt man dem Restless Legs Syndrom vor?
Dem primären (idiopathischen) RLS können Sie nur schwer vorbeugen, da die auslösenden Ursachen nicht zweifelsfrei geklärt und nicht beeinflussbar sind. Im Zusammenhang mit der sekundären (symptomatischen) Variante kann vor dem Hintergrund von Eisen- oder Vitamin-B12-Mangel auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung (zum Beispiel mit Obst, Gemüse, hochwertigen Fetten und ausreichend Flüssigkeit) geachtet werden. Die meisten anderen Auslöser sind von potenziellen Betroffenen jedoch kaum zu kontrollieren, weshalb auch hier ein konkretes Vorbeugen eher nicht möglich ist.
Wie wird das Restless Legs Syndrom behandelt?
Das idiopathische RLS lässt sich nicht direkt behandeln, da die genaue Ursache unbekannt ist. Die Therapiemöglichkeiten beschränken sich daher darauf, die Symptome zu lindern. Handelt es sich um die symptomatische Variante, die durch eine Erkrankung oder einen Mineralstoffmangel ausgelöst wird, kann die Behandlung der Grunderkrankung in einigen Fällen das RLS vollständig beheben.
Um den richtigen Behandlungsweg zu finden, wird der Allgemeinarzt in der Regel zunächst ein ausführliches Gespräch (Anamnese) durchführen. Dabei geht es um:
- Häufigkeit und Intensität der Beschwerden
- den bisherigen Krankheitsverlauf
- mögliche familiäre Vorbelastung
Anschließend erfolgt meist eine Überweisung an einen Facharzt (in der Regel an den Neurologen). Dort werden weitere körperliche, neurologische und gegebenenfalls labordiagnostische Untersuchungen durchgeführt, um andere Ursachen auszuschließen und eine sichere Diagnose zu stellen.
Die sich anschließende Therapie richtet sich nach den individuellen Beschwerden des Patienten und wird dementsprechend entweder mit oder ohne Medikamente ausgeführt.
RLS ohne Medikamente behandeln
Bei milden Symptomen ist oft keine medikamentöse Behandlung nötig. Stattdessen helfen häufig einfache Maßnahmen wie:6
- Massagen der Beine
- Wechselduschen
- Bandagen oder Kompressen
- kalte oder warme Wickel
- Krafttraining
- Yoga und Gymnastik
- muskelentspannende Übungen
- Spaziergänge oder Fahrradfahren
In dem folgenden Video finden Sie drei Übungen, die bei RLS-Symptomen helfen können:

Zusätzlich sollte auf Triggerfaktoren verzichten werden, welche möglicherweise das Restless Legs Syndrom verstärken. Dazu gehören:7
- Koffein
- Alkohol
- Nikotin
- Stress
Diese nicht-medikamentösen Ansätze eignen sich besonders für schwache Ausprägungen des RLS und lindern die Beschwerden in vielen Fällen bereits erheblich. Wenn die Symptome stärker werden, kann in Absprache mit dem behandelnden Arzt der Wechsel zu einer medikamentösen Therapie sinnvoll sein.
Behandlung mit Medikamenten
Eine medikamentöse Behandlung kommt meist nur bei der idiopathischen Form des RLS zur Linderung der Symptome zum Einsatz, da beim symptomatischen RLS die Behandlung der Grunderkrankung (zum Beispiel Eisenpräparate bei Eisenmangel) im Vordergrund steht.
Wichtig!
Vor Beginn einer medikamentösen Therapie sollte zunächst geprüft werden, ob andere Medikamente, die der Patient einnimmt, die RLS-Symptome eventuell verschlimmern könnten.
Bei der medikamentösen Therapie setzen Ärzte vor allem auf dopaminerge Wirkstoffe, die das körpereigene Dopamin-System unterstützen:8
- L-Dopa wirkt schnell und ist besonders für die kurzfristige Therapie geeignet, zum Beispiel bei Bedarf vor längeren Ruhephasen wie nachts. L-Dopa ist eine Vorstufe von Dopamin, die im Nervensystem in das eigentliche Dopamin umgewandelt wird. Es wird immer mit einem zusätzlichen Wirkstoff kombiniert, der verhindert, dass es im Körper abgebaut wird, bevor es das Nervensystem erreicht.
- Dopaminagonisten sind für das mittel- bis schwergradige RLS zugelassen und im Gegensatz zu L-Dopa auch für die Langzeittherapie wirksam. Sie kommen auch bei tagsüber auftretenden Symptomen zum Einsatz.
Die Behandlung mit Dopamin-Medikamenten ist eine Einbahnstraße, denn der Körper gewöhnt sich an die Zufuhr von außen. Dies führt zu zwei zentralen Problemen:8
- Toleranzentwicklung: Die Wirkung der Medikamente lässt mit der Zeit nach, weshalb die Dosis oft erhöht werden muss.
- Rebound (Entzugsreaktion): Beim Absetzen der Medikamente kehren die Symptome oft stärker zurück, als sie zu Beginn der Behandlung waren.
Komplikation Augmentation
Infolge der Therapie mit dopaminergen Medikamenten ist eine sogenannte Augmentation möglich. Das bedeutet, dass sich aufgrund der Behandlung die Symptome verstärken können. Geschieht dies bei der L-Dopa-Medikation, werden stattdessen oftmals Dopaminagonisten eingesetzt, um der Augmentation entgegenzuwirken. Tritt sie auch im Anschluss daran noch auf, verschreiben Mediziner in der Regel Opiate (starke Schmerzmittel) gegen die Symptome des RLS.
Häufig gestellte Fragen zum Restless Legs Syndrom
Das Restless Legs Syndrom (RLS) ist eine Krankheit, deren Hauptsymptom unruhige oder rastlose Beine sind. Gelegentlich sind auch die Arme betroffen. Typischerweise treten die Symptome vor allem dann auf, wenn der Körper zur Ruhe kommt, etwa abends oder nachts.
Zu den typischen Symptomen zählt ein starker, kaum unterdrückbarer Bewegungsdrang, der sich bei Bewegung kurzzeitig verbessert. Zudem beschreiben viele Betroffene unangenehme Missempfindungen wie Kribbeln, Ziehen, Brennen oder sogar krampfartige Schmerzen. Da die Beschwerden vor allem nachts auftreten, führen sie häufig zu Schlafproblemen. Diese können wiederum Müdigkeit und Konzentrationsstörungen im Alltag zur Folge haben.
Mediziner unterscheiden zwei Formen. Beim primären (idiopathischen) RLS ist die Ursache unbekannt. Experten vermuten jedoch eine Störung des Dopamin-Stoffwechsels oder eine erbliche Veranlagung. Das sekundäre (symptomatische) RLS tritt dagegen als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen oder Einflüsse auf. Häufige Auslöser sind Nierenerkrankungen, Nervenschädigungen, Eisen- oder Vitamin-B12-Mangel sowie die Einnahme bestimmter Medikamente.
Bei milden Symptomen können oft einfache Maßnahmen helfen. Dazu zählen Massagen, Wechselduschen, kalte oder warme Wickel, leichte sportliche Aktivitäten wie Spaziergänge und Muskelentspannungsübungen. Zudem sollte auf mögliche Auslöser wie Koffein, Alkohol, Nikotin und Stress verzichtet werden.
Das Ziel der Behandlung ist die Linderung der Symptome. Meist werden sogenannte dopaminerge Wirkstoffe eingesetzt, die das Dopamin-System im Gehirn unterstützen. Dazu gehören L-Dopa für die kurzfristige, bedarfsweise Therapie sowie Dopaminagonisten für die Langzeitbehandlung bei stärkeren Beschwerden.