Bei einem Hexenschuss, in der Fachsprache Lumbago genannt, handelt es sich um einen akuten Schmerz im Rücken, der von Betroffenen als bohrend, ziehend oder stechend beschrieben wird. Häufig tritt er unerwartet bei alltäglichen Bewegungen oder nach dem Heben schwerer Lasten auf. Aber wie lange dauern die Beschwerden? Und wann sollten Sie besser einen Arzt aufsuchen?
Als Hexenschuss bezeichnet man einen stechenden Rückenschmerz. Mediziner sprechen auch von akutem Kreuzschmerz oder Lumbago.
Was sind die Ursachen eines Hexenschusses?
Meist tritt ein Hexenschuss aufgrund einer Muskelzerrung oder -verspannung auf. Nur in seltenen Fällen stecken ernsthafte Erkrankungen oder ein Bandscheibenvorfall dahinter. Dies gilt es anhand einer ärztlichen Diagnose sicher auszuschließen beziehungsweise festzustellen.
Wie lange halten die Beschwerden an?
Die akuten Rückenschmerzen klingen in der Regel nach wenigen Tagen von selbst wieder ab.
Wie lange wird man krankgeschrieben?
Die Dauer der Krankschreibung ist sehr unterschiedlich und stark von der Schwere des Hexenschusses sowie der Berufstätigkeit abhängig.
Hexenschuss - Was ist das?
Bei einem Hexenschuss beziehungsweise einer Lumbago handelt es sich um akut auftretende Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Der Fachbegriff „Lumbago“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „Lendenlähmung“. Betroffen sind vor allem jüngere Menschen im Alter von 20 bis 50 Jahren.2 Zudem erhöhen eine schlecht trainierte Bauch- und Rückenmuskulatur das Risiko, „von der Hexe getroffen zu werden“.3
Der unangenehme Kreuzschmerz kann verschiedene Ursachen haben:
Am häufigsten tritt ein Hexenschuss durch eine Wirbelblockade auf. Meist haben sich kleine Wirbelgelenke oder das Kreuz-Darmbein-Gelenk (auch Iliosakralgelenk genannt) verhakt.
Als weitere Auslöser gelten starke Muskelverspannungen, Verkrampfungen oder Zerrungen der Tiefenmuskulatur im Rücken.
Seltener steckt ein Verschleiß von Gelenken (zum Beispiel durch eine rheumatoide Arthritis) oder ein Bandscheibenvorfall hinter den Beschwerden.
In der Regel ist ein Hexenschuss fast nie auf ein ernsthaftes Rückenleiden zurückzuführen. Die Schmerzen vergehen nach wenigen Tagen von allein wieder.1 Deshalb wird er zu den unkomplizierteren Rückenschmerzen gezählt.4
Die Bezeichnung „Hexenschuss“ stammt aus dem Mittelalter. Bereits zu dieser Zeit litten Menschen an plötzlichen Schmerzen im Rücken. Es entstand der Aberglaube, dass diese Beschwerden von Hexen-Pfeilen stammten – insbesondere da Betroffene eine solch gebückte Haltung einnahmen, mit denen in erster Linie Hexen in Verbindung gebracht wurden.
Das Heben von schweren Getränkekisten, zu schnelles Bücken oder eine zu rasche Drehung – eine falsche Bewegung im Alltag oder beim Sport reicht aus und plötzlich fährt ein heftiger Schmerz in den Bereich der Lendenwirbelsäule. Aber nicht immer kann ein konkreter Auslöser benannt werden. Auch mehrere kleine Belastungen des Rückgrats summieren sich manchmal auf und bringen das Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen und Bändern aus den Fugen –sie harmonieren nicht mehr miteinander. Das Kreuz wird blockiert und die Muskulatur verhärtet sich schlagartig, sodass jede Bewegung schmerzt beziehungsweise stark eingeschränkt ist. Es handelt sich in erster Linie um ein funktionelles Problem.
Zwar geht er mit einem hohen Leidensdruck einher, dafür löst sich ein Hexenschuss für gewöhnlich aber von allein wieder. Dennoch sollten Sie ihn als Warnschuss dafür betrachten, etwas für Ihren Rücken zu tun. Das gilt insbesondere für Menschen, die berufsbedingt viel sitzen. Sie können ihren Rücken schon mit einfachen Übungen im Alltag trainieren und so vielleicht einen erneuten Hexenschuss verhindern.
Rückenschmerzen können auch in Zusammenhang mit dem großen Lendenmuskel stehen. Doch wo liegt dieser? Und warum macht er Probleme? Alles Wissenswerte zum Psoas erfahren Sie im Interview mit Prof. Dr. Ingo Froböse.
Charakteristisch für einen Hexenschuss ist, dass er vor allem wie „aus heiterem Himmel“ auftritt. Anschließend lassen sich bestimmte Bewegungen nicht mehr oder nur schwer ausführen. Die Schmerzen verstärken sich bei bestimmten Körperhaltungen.5 Weil im unteren Rückenbereich besonders viele schmerzleitende Nervenfasern liegen, ist ein Hexenschuss sehr unangenehm.
Weitere Anzeichen einer Lumbago:
Der Schmerz ist vor allem im Lendenwirbelbereich (oberhalb von Kreuz- und Steißbein) lokalisiert.
Die Beschwerden werden meist als ziehend, bohrend oder stechend empfunden.
Betroffene sind wie „blockiert“ – eine aufrechte Körperhaltung ist nicht mehr möglich.
Aufgrund der unnatürlichen Zwangshaltung sind Muskelverspannungen in anderen Körperbereichen möglich, die dann zusätzliche Schmerzen verursachen. Die Dauer der extremen Pein hält meist nur wenige Tage an.1 Darüber hinaus spüren Betroffene oft noch mehrere Wochen leichte Schmerzen am unteren Rücken. In 90 Prozent der Fälle klingen die Beschwerden von allein wieder ab und dauern nicht länger als sechs Wochen. Nur bei etwa 10 Prozent der Betroffenen können sie chronisch werden.6
Experteninterview mit Sebastian Kästle
Heilpraktiker und Osteopath in München
Experteninterview mit Sebastian Kästle
Wie häufig kommen Patienten mit Rückenbeschwerden in Ihre Praxis?
„Durch langes Sitzen bei der Büroarbeit und im Homeoffice kommt inzwischen schon fast jeder zweite Patient mit Rückenbeschwerden in meine Praxis oder mit Symptomen, die ihren Ursprung im Bereich der Wirbelsäule haben. Gleichzeitig beobachte ich, dass leider nur wenige Patienten Zeit und Motivation für Ausgleichsbewegung aufwenden können oder wollen.“
Auf welche homöopathischen Wirkstoffe setzen Sie bei der Behandlung?
„Neben einem ganzheitlich osteopathischen Behandlungsansatz verordne ich unterstützend häufig ein homöopathisches Komplexmittel. Es enthält einen einzigartigen, nachhaltigen Wirkkomplex aus 6 Mineralstoffen (Kieselsäure, Zink, Eisen(III)-phosphat und ein wertvolles Calcium-Trio). Insbesondere die darin enthaltene Kieselsäure (Acidum Silicium) und das Kalziumfluorid (Calcium fluoratum) wirken positiv auf das Fasziengewebe, das bei Schmerzzuständen oft stark verklebt ist.“
Grundsätzlich sollten Sie immer Ihren Hausarzt aufsuchen, wenn sich die Symptome nach drei Tagen nicht bessern.7 Er kann behandlungsbedürftige Ursachen ausschließen und Sie an einen Facharzt wie einen Orthopäden, Rheumatologen, Neurologen oder an einen Physiotherapeuten weitervermitteln.
Darüber hinaus sind folgende Warnhinweise ein Grund zum Arzt zu gehen:
Es treten zusätzliche Symptome wie Fieber oder Schüttelfrost auf.
Sie leiden an plötzlicher Urin- oder Stuhlinkontinenz oder Impotenz.
Vor allem ältere Menschen sollten sich zur Sicherheit von einem Arzt untersuchen lassen – insbesondere dann, wenn sie kurz vorher gestürzt sind oder an Osteoporose leiden. Bereits ein scheinbar harmloser Sturz kann bei ihnen zu Brüchen führen, die behandelt werden müssen.
Um eindeutig festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen Hexenschuss handelt, werden Betroffene zunächst ausführlich zu ihren Beschwerden befragt. Weiterhin kann der Arzt verschiedene neurologische Tests durchführen oder bildgebende Verfahren einsetzen.
Patientengespräch Schilderung von Beschwerden und Vorgeschichte
Für die Diagnose eines Hexenschusses erfolgt zunächst eine ausführliche Befragung (Anamnese). Der Arzt erkundigt sich bei dem Patienten beispielsweise danach,
wann der Schmerz erstmals und ob er plötzlich aufgetreten ist,
ob er ins Bein zieht oder
andere Warnzeichen wie eine Harn- oder Stuhlinkontinenz vorliegen.
Für ihn ist auch wichtig zu wissen, ob der Betroffene bereits einen Bandscheibenvorfall hatte oder an anderen Erkrankungen, die mit der Wirbelsäule zusammenhängen, leidet.
In einem weiteren Schritt prüft der Arzt das Gefühlsempfinden im Bereich der Lendenwirbelsäule und der Beine durch verschiedene Tast-, Klopf- und Druckuntersuchungen. Damit stellt er fest, ob sensorische Nervenbahnen in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Der Patient gibt dem Arzt die Rückmeldung, ob und wie stark er die Berührung spürt. Zudem kann der Mediziner die Reflexe überprüfen, indem er mit einem kleinen Hammer oder anderen Hilfsinstrument einen leichten Schlag auf die Sehne eines Muskels ausführt. Einschränkungen in diesen Bereichen weisen darauf hin, dass Nerven eingeklemmt sind. Ursache könnte beispielsweise ein Bandscheibenvorfall sein.
Neben den neurologischen Untersuchungen stehen dem behandelnden Arzt weitere Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung:
Röntgenuntersuchungen: Auf dem Röntgenbild wird sichtbar, ob Bandscheiben betroffen sind.
Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT): Diese beiden Schnittbildverfahren zeigen genauer, wo ein Bandscheibenvorfall aufgetreten ist. Mithilfe dieser Technik kann aber beispielsweise auch ein Tumor abgebildet werden.
Blutuntersuchungen: Die Werte liefern Hinweise auf Entzündungen, die ebenfalls Auslöser von Rückenschmerzen sein können.
Lumbalpunktion: Hierunter ist die Entnahme von Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (medizinisch: Liquor; zu Deutsch: Nervenwasser) aus dem Wirbelkanal der Lendenwirbel zu verstehen. Die Analyse des Liquors gibt Aufschluss über Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
Diese Tests werden in der Regel jedoch nur bei Verdacht auf spezifische Rückenleiden durchgeführt. Meist verschwinden die Hexenschuss-Symptome von allein wieder und radiologische Untersuchungen sind nicht nötig.
Mit der richtigen Therapie lassen sich die Beschwerden positiv beeinflussen. Leichte Bewegung wie Spazierengehen oder Schwimmen sind am besten geeignet, den Rücken wieder zu aktivieren und der muskulären Verkrampfung entgegenzuwirken. Sind die Schmerzen dabei hinderlich, können Schmerzmittel (wie nicht-steroidale Antirheumatika) Linderung verschaffen. Schonhaltung und mehrere Tage im Bett sind dagegen bewiesenermaßen kontraproduktiv.
Wie lange Sie krankgeschrieben werden, ist sehr unterschiedlich und hängt unter anderem von der Schwere des Hexenschusses sowie der Berufstätigkeit ab. Beispielsweise kann einer Arbeit im Büro eher wieder nachgegangen werden, als wenn Sie körperlich hart (zum Beispiel als Gärtner) arbeiten müssen.
Miriam MüllerAufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. zzh@xnalb.qr
Miriam
Müller
Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin
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6AOK Bundesverband: Mit Bewegung und Entspannung die Hexe besiegen. URL: https://www.aok-bv.de/presse/medienservice/ratgeber/index_15632.html
- Stand
30.08.2019
7Ärzteblatt: Wann Patienten mit Hexenschuss zum Arzt gehen sollten. URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/58390/Wann-Patienten-mit-Hexenschuss-zum-Arzt-gehen-sollten
- Stand
27.08.2019