
Gürtelrose – Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus
Gürtelrose, auch Herpes zoster oder Zoster genannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht wird.1 Dieser Erreger gehört zur Familie der Herpesviren und verbleibt nach einer früheren Windpockeninfektion (Varizellen) inaktiv im Körper und kann bei Reaktivierung zu Gürtelrose führen. Das bedeutet: Nur Menschen, die bereits Windpocken hatten, können Gürtelrose bekommen.
Kommt es zu einer Reaktivierung des Virus, führt dies zu schmerzhaften Hautveränderungen: Typisch sind Bläschen, die sich in einem halbseitigen Gürtel- oder Ringmuster am Rumpf ausbreiten. Das mit Bläschen befallene Hautareal befindet sich entweder auf der linken oder rechten Körperhälfte.
Im Gegensatz zu beispielsweise Erkältungen wird das Virus nicht über Tröpfcheninfektion übertragen. Hauptübertragungsweg ist die Schmierinfektion: Die Flüssigkeit der Bläschen ist hochansteckend. Bei Berührung kann das Virus über die Hände oder kontaminierte Gegenstände wie Handtücher weitergegeben werden. Besonders gefährdet sind Personen, die weder Windpocken durchgemacht haben noch dagegen geimpft sind – sie können nach Kontakt mit den Bläschen an Windpocken erkranken. Eine Erstinfektion mit Windpocken kann vor allem für Personen mit einer Immunschwäche, Senioren sowie Schwangere gefährlich sein.
Gürtelrose – die Krankheit im Video einfach erklärt
Ein Mediziner des Universitätsklinikums Münster erklärt in einem knapp 2 Minuten langen Video, was Gürtelrose ist, wer sie bekommen kann und wer sich impfen lassen sollte.
Ursachen und Risikofaktoren einer Gürtelrose (Herpes zoster)
Einmal an Windpocken erkrankt, verbleiben die Varizella-Zoster-Viren lebenslang im Körper. Nach Abklingen der Beschwerden verfallen sie in eine Art Winterschlaf und ziehen sich in die Nervenwurzeln des Rückenmarks und in die Hirnnerven zurück. Während die Vieren bei einigen Menschen ein Leben lang schlummern, kann es bei anderen Betroffenen viele Jahre später zu einer Reaktivierung kommen. Werden die Erreger „aufgeweckt“, wandern sie über die Nervenfasern zurück zur Haut, wo sie unter anderem schmerzhafte Bläschen hervorrufen.
In erster Linie kommt es bei immungeschwächten Menschen zu einer Reaktivierung.1 Gründe für eine verminderte Körperabwehr sind beispielsweise:
- fortgeschrittenes Alter
- chronischer Stress
- Chemotherapie infolge einer Krebserkrankung
- bestimmte Erkrankungen wie AIDS
- entzündungshemmende Therapien, beispielsweise bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder rheumatischen Krankheiten
Interessant!
In der Regel tritt Gürtelrose nur einmal im Leben auf. Wiederkehrende Ausbrüche sind zwar möglich, aber selten: Weniger als 6 Prozent erkranken ein weiteres Mal an Herpes zoster.2
Symptome der Gürtelrose: Mehr als nur ein Hautausschlag
Bei einer Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus zeigen sich typischerweise bereits 3 bis 5 Tage vor dem eigentlichen Krankheitsbeginn Symptome.2 Da sich virenbedingt der gesamte betroffene Nerv entzündet, kommt es in dessen Versorgungsgebiet zu sehr starken Nervenschmerzen. Viele Erkrankte klagen außerdem über Symptome wie:
- Juckreiz
- Empfindlichkeit der Haut
- Kribbeln
- Schwellung der regionalen Lymphknoten
- starkes Krankheitsgefühl
- gelegentlich Fieber
Circa 7 Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome entwickelt sich dann der charakteristische Ausschlag auf der Haut.3
- Es kommt zu einem brennenden oder stechenden Schmerz in mittlerer bis starker Intensität im betroffenen Bereich.
- Begleitet wird dieser von leichten Hautrötungen und kleinen Knötchen.
- Innerhalb kürzester Zeit können sich daraus juckende Bläschen entwickeln.
Wichtig ist…
… nicht kratzen! Nicht nur ist die Flüssigkeit in den Bläschen hochansteckend. Aufgekratzte Bläschen können Narben hinterlassen und es ist möglich, dass Bakterien in die Wunden eindringen und eine bakterielle Zweitinfektion hervorrufen.
Im Gegensatz zu einer Windpocken-Infektion, bei denen sich die Bläschen über den ganzen Körper ausbreiten, ist der Ausschlag bei der Gürtelrose auf ein bestimmtes Hautareal begrenzt. In der Regel bildet sich der Hautausschlag ringförmig um den Rumpf (entweder auf der linken oder rechten Körperhälfte). Aber auch andere Bereiche wie Gesicht, Hals sowie Arme und Beine sind möglich. Die betroffene Hautregion reagiert sehr empfindlich und kann selbst bei leichten Berührungen schmerzen.
Die Bläschenbildung setzt sich 3 bis 5 Tage lang fort.2 In diesem Zeitraum ist die Flüssigkeit in den Bläschen hochansteckend. Erst wenn die Bläschen austrocknen (rund 5 Tage nach Erscheinen) und die letzte Kruste abgefallen ist, besteht keine Ansteckungsgefahr mehr.2 Die verkrusteten Bereiche heilen innerhalb von etwa 1 bis 3 Wochen ab.3
Wie lange dauert Herpes zoster?
Krankheitsverlauf und -dauer sind von Mensch zu Mensch verschieden. Liegt ein normaler Verlauf vor, ist Herpes zoster meist nach 2 bis 4 Wochen überstanden.4 Im Gegensatz zu den Bläschen, die nach einem gewissen Zeitraum wieder abklingen, können die Nervenschmerzen jedoch mehrere Monate weiter bestehen.5
Diagnose: Wie stellt der Arzt Gürtelrose fest?
Die Diagnose einer Gürtelrose kann anfangs herausfordernd sein, da die ersten Symptome häufig „nur“ Schmerzen sind, während der typische Hautausschlag erst später auftritt. Zunächst müssen daher andere Erkrankungen wie beispielsweise eine Gallenblasenentzündung, ein Bandscheibenvorfall oder ein Herzinfarkt ausgeschlossen werden.
Sobald der charakteristische, einseitige Hautausschlag mit Bläschen erscheint, genügt dem Arzt – in der Regel dem Hausarzt oder einem Dermatologen (Hautarzt) – meist eine Blickdiagnose. Insbesondere wenn zusätzlich Symptome wie Schmerzen und/oder Empfindungsstörungen auftreten, gibt es kaum noch Zweifel an der Diagnose Herpes zoster.
Ein Erregernachweis ist in der Regel nur erforderlich, wenn Unklarheiten bestehen. In diesem Fall wird eine Blutprobe oder ein Bläschenabstrich entnommen und zur weiteren Analyse ins Labor geschickt.
Achtung bei Zoster im Gesicht
Tritt der Herpes zoster im Gesicht auf, etwa am Auge oder den Ohren, sollte ein Neurologe (Facharzt für Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur) konsultiert werden. Eine frühestmögliche Behandlung ist wichtig, um keine schwerwiegenden Komplikationen zu riskieren. Dazu zählen etwa Hörstörungen oder eine Entzündung der Lederhaut des Auges (Skleritis), bei welcher in extrem schweren Fällen auch die Gefahr besteht, zu erblinden.
Behandlungsmöglichkeiten bei Gürtelrose: Was hilft gegen Herpes zoster?
Bei der Behandlung einer Gürtelrose stehen in der Regel zwei therapeutische Ziele im Fokus:
- Ausbreitung der Viren eindämmen: Medikamente gegen Viren (Virostatika) können die Virusvermehrung hemmen, den Hautbefall begrenzen und die Bläschenheilung beschleunigen. Sie wirken jedoch nur, wenn sie innerhalb von 48 Stunden nach den ersten Bläschen eingenommen werden. Meist erfolgt die Einnahme oral, in schweren Fällen auch intravenös.3
- Schmerzen lindern: Zur Behandlung der Nervenschmerzen werden je nach Stärke verschiedene Schmerzmittel nach dem WHO-Stufenschema eingesetzt.11 Beispielsweise kommen bei leichten Schmerzen nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Paracetamol zum Einsatz, während bei mäßig starken Schmerzen eine Kombination aus NSAR und einem schwachen Opioid Anwendung findet. Bei sehr starken Schmerzen ist meist ein starkes Opioid zusätzlich zu den NSAR notwendig.
Eine gezielte Hautpflege kann die Beschwerden bei Herpes zoster lindern und die Heilung unterstützen.
- Kühlende, antiseptische oder entzündungshemmende Lösungen bieten sich im frühen Stadium an, um Keime zu reduzieren und Entzündungen einzudämmen.
- Lösungen mit beispielsweise Gerbstoffen, Zink oder Menthol tragen zur Linderung des Juckreizes bei.
- Antiseptische und krustenlösende Gele eignen sich, sobald sich Verkrustungen bilden.
Bei infektionsbedingten Nervenschmerzen gibt es auch homöopathische Präparate, die etwa die Heilpflanze Spigelie (Indianisches Wurmkraut) enthalten und so die Beschwerden auf natürliche Weise lindern können. Allerdings ist zu beachten, dass es derzeit keine wissenschaftlichen Beweise für die Wirksamkeit von Homöopathie gibt, die über den Placebo-Effekt hinausgehen.6
Komplikationen bei Gürtelrose: Post-Zoster-Neuralgie und Co.
Zu den häufigeren Komplikationen einer Varizella-Zoster-Infektion gehört die Post-Zoster-Neuralgie (PZN). Bei Betroffenen bestehen auch 3 Monate nach Abheilen der Gürtelrose noch Nervenschmerzen (Neuralgie), die auf eine Nervenschädigung zurückzuführen sind.7 Die Post-Zoster-Neuralgie tritt häufig auf, wenn die Behandlung zu spät begonnen oder nicht ausreichend durchgeführt wurde.
Die Schmerzen bei PZN können sich unterschiedlich äußern:
- brennend und/oder bohrend
- kurze, einschießende Schmerzattacken
- dauerhafte Schmerzzustände oder lediglich bei Berührung der Haut (manchmal sogar an Körperstellen, die ursprünglich nicht von der Gürtelrose betroffen waren)
Die Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie sollte durch einen Neurologen oder Schmerztherapeuten erfolgen. Ziel ist es, mithilfe spezieller Medikamente den betroffenen Nerv zu entlasten und zu regenerieren. Ob andere Behandlungen wie eine Akupunkturbehandlung Abhilfe schaffen, kann derzeit nicht mit Sicherheit gesagt werden, da ausreichende Studien fehlen.8
Neben der Post-Zoster-Neuralgie sind weitere Komplikationen und Folgeerkrankungen möglich, dazu gehören beispielsweise:8
- Narbenbildung
- bakterielle Sekundärinfektion
- starker, anhaltender Juckreiz (Post-Zoster-Pruritus)
- Augenbeteiligung (Zoster ophthalmicus) mit Gefahr von Hornhautentzündung und Sehverschlechterung
- Beteiligung des zentralen Nervensystems mit Gefahr einer Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute (Zoster Enzephalitis)
Nach neuen Erkenntnissen ist bei Betroffenen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall unmittelbar nach Beginn einer Gürtelrose erhöht.9
Windpocken in der Schwangerschaft und bei Neugeborenen: Risiken und Folgen
Eine Erstinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus kann insbesondere für Babys und Schwangere schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben:
- Babys: Bei einer Ansteckung der Mutter kurz vor oder nach dem Geburtstermin ist eine schwer verlaufende Windpocken-Infektion des Babys denkbar, da Neugeborene keine Antikörper besitzen und ein noch unreifes Immunsystem. Eine frühe Erkrankung mit Windpocken kann unter anderem zu einer Lungenentzündung (Pneumonie) oder Hirnhautentzündung (Meningitis) führen, die mitunter lebensbedrohlich sind.
- Schwangere Frauen: Eine Erstinfektion mit Windpocken während der Schwangerschaft, vor allem bis zur 20. Woche, kann Fehlgeburten, Fehlbildungen (fetales Varizellensyndrom) und schwer verlaufende Infektionen des Neugeborenen verursachen.10
Kommt es während der Schwangerschaft zur Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus, ist dies zwar unangenehm, aber weder für die Mutter noch das ungeborene Kind gefährlich.4
Prävention: Impfung schützt vor Gürtelrose
Für bestimmte, von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Personengruppen, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen seit Mai 2019 die Kosten für die Impfung gegen Gürtelrose.11
Zu den Personen, denen einer Impfung geraten wird, zählen:12
- über 60-Jährige
- über 50-Jährige mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung, beispielsweise aufgrund einer Immunschwäche
- über 50-Jährige mit einer Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, rheumatoide Arthritis oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung
Für den Impfschutz sind zwei Impfungen notwendig, zwischen denen ein zeitlicher Abstand von mindestens 2 und maximal 6 Monaten bestehen muss.12
Nach der Gürtelrose-Impfung reagiert das Immunsystem häufig mit einer Rötung, Schwellung oder Druckempfindlichkeit an der Einstichstelle, die vorübergehend schmerzhaft sein kann. Weitere Nebenwirkungen können allgemeine Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber oder Muskelschmerzen sein.
Schützt eine Windpocken-Impfung vor Gürtelrose?
Nein, auch wer als Kind gegen Windpocken geimpft wurde, kann im Erwachsenenalter eine Gürtelrose entwickeln.13 Der Grund: Das Impfvirus kann im Körper verbleiben und später reaktiviert werden.
Allerdings bietet die Windpocken-Impfung einen gewissen Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf der Gürtelrose. Dennoch wird allen Risikogruppen eine zusätzliche Gürtelrose-Impfung empfohlen, um eine Reaktivierung des Virus zu verhindern.
Häufig gestellte Fragen zu Gürtelrose
Gürtelrose entsteht durch eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus, das nach einer früheren Windpocken-Infektion im Körper verbleibt. Faktoren wie ein geschwächtes Immunsystem, Stress oder bestimmte Erkrankungen können das Virus „aufwecken“ und eine Gürtelrose auslösen.
Die ersten Anzeichen treten meist 3 bis 5 Tage vor der eigentlichen Gürtelrose auf und umfassen brennende Schmerzen, Juckreiz und Kribbeln an den Hautstellen, an denen später der Ausschlag auftreten wird (meist einseitig am Oberkörper) sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl.2 Anschließend bilden sich kleine, rote Knötchen, die sich innerhalb kurzer Zeit in mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen verwandeln.
Solange die Bläschen mit Flüssigkeit gefüllt sind, besteht Ansteckungsgefahr und es sollten besondere Maßnahmen ergriffen werden, beispielsweise das Vermeiden von direktem Kontakt mit dem Bläscheninhalt sowie regelmäßige Händedesinfektion. Erst nach dem Verkrusten der Bläschen ist die Ansteckungsgefahr vorbei.
Die beste Vorsorge gegen Herpes zoster ist die Impfung, die von der STIKO für Personen über 60 Jahre sowie für über 50-Jährige mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Erkrankungen empfohlen wird.12