Gerade in hohem Alter ist nahezu jeder von Gelenkverschleiß betroffen. Die sogenannte Arthrose wirkt sich erheblich auf die Lebensqualität aus, da die Betroffenen in ihrer Bewegungsfähigkeit meist stark eingeschränkt sind und die Volkskrankheit zudem Schmerzen verursacht. Hier bekommen Sie einen Einblick, wie eine Arthrose entsteht, welche Risikofaktoren die Krankheit begünstigen und wie die Behandlungsmöglichkeiten aussehen.
In den meisten Fällen entsteht eine Arthrose durch physiologische Alterungsprozesse. Die Gelenke sind über lange Zeit chronischen Belastungen ausgesetzt und nutzen sich deshalb nach und nach ab. Abnutzungsprozesse können aber auch durch andere Faktoren begünstigt werden.
Dazu zählen:
sportliche oder berufliche Überbelastung (beispielsweise durch unzureichendes Kurieren von Verletzungen oder schwere körperliche Arbeit)
Gelenkfehlstellungen
Vererbung
angeborene Fehlfunktion des Knorpels (häufig an der Hüfte)
Bänder- und Meniskusverletzungen
Knorpelschäden durch Gelenkentzündungen (bei rheumatischen Erkrankungen)
Fehlbelastungen (zum Beispiel O-Beine, X-Beine)
Generell kann man trotzdem sagen, dass die Mehrheit der Arthrose-Patienten aus altersbedingten Gründen erkrankt. Zwei von drei Personen über 65 Jahren weisen typische Anzeichen (beispielsweise Gelenkverschleiß) einer Arthrose auf.1
In erster Linie treten bei Arthrose Gelenkschmerzen auf. Zu Beginn oft in Form von morgendlichen „Anlaufschwierigkeiten“, die nach einer kurzen Warmlauf-Phase jedoch wieder verschwinden. Häufig sind die Symptome der Arthritis – einer entzündlichen Gelenkerkrankung – recht ähnlich.
Folgende Symptome deuten auf eine Arthrose hin:
Wetterfühligkeit
Ermüdungs- und Belastungsschmerzen (verschwinden nach Belastung wieder)
Weitere Symptome unterscheiden sich anhand der verschiedenen Arthrose-Formen.
Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose): Charakterisiert durch Ermüdungsschmerzen und „schwere Beine“, wobei die Gelenkschmerzen der Hüfte bis in die Beine ausstrahlen können.
Kniearthrose (Gonarthrose): Neben Anlaufschmerzen und Schmerzen bei Belastung tut auch das Treppensteigen weh. Im Knie sind bei Bewegung oft auch Reibegeräusche zu hören und zu fühlen.
Hand- und Finger-Arthrose: Morgensteifigkeit der Finger, die mit Missempfindungen und Kälteempfindlichkeit einhergeht. Man unterscheidet nochmal zwischen Arthrose der Fingerendgelenke (Heberden-Arthrose), der Fingermittelgelenke (Bouchard-Arthrose) und des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose).
Ellenbogen-Arthrose (Cubitalarthrose): Hier ist der Ellenbogen steif, was die Beweglichkeit einschränkt und Gelenkschmerzen verursacht.
Schulter-Arthrose (Omarthrose): Dabei schmerzt das Anheben der Arme und es treten beim seitlichen Liegen Druckschmerzen in der Schulter auf. Auch hier ist die Beweglichkeit zunehmend eingeschränkt.
Sprunggelenksarthrose (OSG-Arthrose): Diese Form verläuft oft längere Zeit beschwerdefrei. Allerdings treten Belastungsschmerz und zunehmende Schwellungen des Sprunggelenks auf, was zu Problemen beim Gehen führt.
Wirbelsäulenarthrose (Spondylarthrose): Bei dieser Art der Arthrose ist der Verschleiß der Wirbelgelenke der Auslöser für Rückenschmerzen.
Wenn Sie Symptome einer Arthrose bei sich bemerken, sollten Sie frühzeitig von einem Arzt abklären lassen, ob diese Erkrankung der Auslöser für die Beschwerden ist.
Der Verlauf der Gelenkentzündung lässt sich in fünf verschiedene Stadien einteilen. Jede dieser Stadien ist durch charakteristische Merkmale gekennzeichnet.
In der ersten Phase entstehen kleinste Risse am Gelenkknorpel, wodurch seine Oberfläche rau wird. Zudem produziert die Gelenkinnenhaut weniger Gelenkschmiere. Beschwerden treten in der Regel noch keine auf.
Die zweite Phase kennzeichnet sich dadurch, dass die Risse zunehmend größer werden. Das Gelenk produziert nicht mehr ausreichend gesunden Knorpel und die Gelenke erholen sich dadurch langsamer von Belastungen. Symptome wie Rötungen, Schwellungen und Überwärmung treten in dieser Phase bereits auf.
In Phase drei hat sich die Knorpelschicht inzwischen stark abgerieben, sodass der Knochen frei liegt und den Reibungen bei Bewegung ausgeliefert ist. Die Entzündungen nehmen zu und die Schmerzen werden stärker.
Der nächste Grad der Arthrose (Phase vier) bezeichnet das Krankheitsbild, in dem der Knorpel an einigen Stellen komplett abgerieben ist und der Knochen frei liegt. Es kommt zudem zu Blutungen im Gelenkraum. Das Gelenk verliert weiter an Beweglichkeit und Gelenkschmerzen sind auch ohne, dass es zu einer Belastung kommt, wahrzunehmen. Außerdem beginnen Muskeln sich zu verkürzen, weil das Gelenk immer unbeweglicher wird.
Phase fünf stellt das Beschwerdebild dar, bei der keine weitere Verschlimmerung möglich ist. Die Knorpelschicht ist nun vollkommen abgenutzt und es hat sich Narbengewebe an der Stelle der Gelenksverletzungen gebildet. Lediglich regelmäßige Bewegung verhindert, dass das Gelenk vollkommen versteift.
Nicht jeder Patient durchläuft zwangsläufig alle fünf Phasen. Der Verlauf der Arthrose ist höchst individuell und kann in jedem Stadium plötzlich zum Stillstand kommen.
Ist der Gelenkschmerz ziehend, klopfend, brennend oder stechend?
Wo treten die Beschwerden auf?
Wie stark sind die Schmerzen?
Wann werden die Beschwerden besser?
Wie häufig tritt der Gelenkschmerz auf?
Gab es früher schon einmal Einschränkungen der Gelenke?
Es folgt eine körperliche Untersuchung, in der Ihr Arzt die Beschaffenheit (Beweglichkeit, und Grad der Einschränkung) der Gelenke prüft. Zudem werden Tests durchgeführt, bei denen der Patient seine Schmerzen genau beschreiben soll.
Weitere Untersuchungen wie ein Röntgenbild, eine Computertomographie (computergestützte Röntgenuntersuchung) oder eine Magnetresonanztomographie (Erstellung von Schnittbildern des Körpers mithilfe eines starken Magnetfeldes) geben Aufschluss über die Schwere der Arthrose.
Liegt eine Arthrose vor, so gilt es zunächst, die schmerzenden Gelenke zu entlasten, sodass Bewegungen wieder möglich sind. Denn nur durch Bewegung kann das Fortschreiten der Arthrose aufgehalten werden. Folgende konservative Therapieansätze sind dabei hilfreich:
Schmerzmittel (schmerz- und entzündungslindernd)
Wärmebehandlung bei Schmerzen
Kältebehandlung bei akuten Entzündungen
Physiotherapie (Mobilisierung, Kräftigung der Muskulatur)
Ist die Gelenkentzündung bereits so weit fortgeschritten, dass die konservative Behandlung kaum Wirkung zeigt, gilt die Operation oft als letzter Ausweg. Je nach Schwere der Arthrose entscheidet der Arzt, welche Verfahren zur Linderung der Gelenkschmerzen zum Einsatz kommen:
Arthroskopie: Bei der Gelenkspiegelung (minimalinvasive Untersuchung des Gelenks) werden die Gelenkflächen geglättet und die Gelenkflächen gespült. Die Linderung der Gelenkschmerzen dauert allerdings einige Wochen bis Monate an. Zudem besteht ein geringes Risiko, sich durch den Eingriff eine Gelenkinfektion zuzuziehen.
Künstlicher Gelenkersatz (Prothese): Das erkrankte Gelenk wird durch eine Prothese (entweder zementiert oder zementfrei) ersetzt.
Gelenkversteifung (Arthrodese): Diese Methode kommt nur bei fortgeschrittener Arthrose zum Einsatz. Bei dem Eingriff entfernt der Arzt den restlichen Knorpel (gegebenenfalls auch Teile des Knochens darunter) mit einem Meißel. Dann verbindet er die Knochen, die das Gelenk bilden, beispielsweise mit Schrauben oder Metallplatten. Die Gelenkversteifung, die sich nicht rückgängig machen lässt, wird hauptsächlich zur Schmerzlinderung eingesetzt. Die normale Funktion des Gelenks geht dadurch aber verloren.2
Wer rastet, der rostet
Um in Schuss zu bleiben, regenerieren sich Knorpel in der Regel mit Hilfe von Nährstoffen selbst. Der Knorpel bezieht diese Nährstoffe, die er zur Erholung braucht, aus der Gelenkflüssigkeit. Bei Bewegung mit Be- und Entlastungsphasen wird die Flüssigkeit sanft in den Knorpel einmassiert und er kann die Nährstoffe optimal aufnehmen. Als gelenkschonende Sportarten gelten beispielsweise Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking.
Neben regelmäßiger Bewegung gibt es noch weitere Maßnahmen, die dazu dienen Arthrose vorzubeugen, beziehungsweise das Fortschreiten der Gelenkschmerzen einzudämmen:
Über- und Fehlbelastungen meiden (zum Beispiel durch den Wechsel zwischen Be- und Entlastung)
Körpergewicht bei Übergewicht reduzieren
Verzicht auf Nikotin (durch Rauchen wird die Gelenkhaut schlechter durchblutet, was dazu führt, dass weniger Gelenkflüssigkeit produziert wird)
Hilfsmittel im Alltag nutzen (orthopädische Schuhe, Gehhilfen, Fußbänkchen zur Entlastung der Knie bei langem Sitzen, Bürogymnastik)
richtige Schuhwahl (Schuhe mit hohen Absätzen begünstigen Gelenkschäden)
Zudem ist es essenziell, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Denn dadurch ist das Risiko für eine Zuckerkrankheit (Diabetes) oder Gicht (Stoffwechselerkrankung, die mit einer Gelenkentzündung einhergeht) erhöht, was wiederum ein begünstigender Faktor für die Entstehung von Arthrose ist.
Interview mit Dr. Albert Güßbacher
Facharzt für Orthopädie und Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin
Interview mit Dr. Albert Güßbacher
Rauchen und Rückenschmerzen – wie hängt das zusammen?
„Aus meiner Sicht hat Rauchen eher indirekt etwas mit Rückenschmerzen zu tun. Tabakkonsum ist Ausdruck eines ungesunden Lebensstils, der leider unser tägliches Leben prägt. Wir bewegen uns zu wenig, sitzen – häufig auch in Fehlpositionen – stundenlang am PC. All das führt dazu, dass Rückenschmerzen immer mehr zunehmen, was auch die Lebensqualität der Betroffenen einschränkt. Darüber hinaus ist Rauchen Risikofaktor für eine Arteriosklerose (Anmerkung d. Red.: Arterienverkalkung). Doch bevor der Rücken mit Durchblutungsstörungen aufgrund einer Arteriosklerose der Rückenarterien reagiert, manifestiert sich die Verkalkung – oft auch lebensbedrohlich – an den Herzkranzgefäßen. Die hauptsächlichen Bedrohungen durch Rauchen zeigen sich somit in Krankheitsbildern wie Angina pectoris (Anm. der Red.: Brustenge) oder gar Herzinfarkt oder Schlaganfall.“
Arthrose ist ein Gelenkverschleiß, der meist durch physiologische Alterungsprozesse entsteht. Im Lauf des Lebens sind die Gelenke chronischen Belastungen ausgesetzt, was zu ihrer Abnutzung führt. Allerdings können auch sportliche oder berufliche Überbelastungen, Gelenkfehlstellungen, genetische Dispositionen, angeborene Fehlfunktionen des Knorpels, Verletzungen und Entzündungen den Verschleiß fördern.
Was sind die Symptome einer Arthrose?
Typische Symptome einer Arthrose sind Gelenkschmerzen, die vor allem morgens auftreten und nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Weitere Beschwerden sind Wetterfühligkeit (mit Kreislaufbeschwerden, Schwindel, Kopfschmerzen), Ermüdungs- und Belastungsschmerzen, Schwellungen, Muskelverspannungen, Bewegungseinschränkungen, Überwärmungsgefühl und bei fortgeschrittener Arthrose auch Ruheschmerzen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Arthrose?
Die Behandlung zielt zunächst darauf ab, die Gelenke zu entlasten und Schmerzen zu lindern. Konservative Therapieansätze umfassen Schmerzmittel, Wärme- und Kältebehandlungen, Physiotherapie, Ergotherapie oder Gewichtsreduktion bei vorhandenem Übergewicht. Bei fortgeschrittener Arthrose können operative Maßnahmen wie eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung), ein künstlicher Gelenkersatz oder Gelenkversteifungen notwendig sein.
Wie kann man Arthrose vorbeugen?
Regelmäßige Bewegung ist essenziell, um einer Arthrose vorzubeugen. Gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking sind empfehlenswert. Weitere Maßnahmen beinhalten das Vermeiden von Über- und Fehlbelastungen, Gewichtsreduktion bei Übergewicht, Verzicht auf Nikotin und die Nutzung von Hilfsmitteln im Alltag (etwa Gehilfen oder orthopädische Schuhe). Eine ausgewogene Ernährung hilft zudem, das Risiko von Diabetes und Gicht zu reduzieren, die zu den begünstigenden Faktoren für Arthrose zählen.
Jan ZimmermannEgal ob Video, Foto oder Text – Hauptsache die Kreativität kommt nicht zu kurz. Noch während seines Masterstudiums der Medienwissenschaften und der Arbeit als Multimedia Content Creator in München, entwickelte Jan Zimmermann eine Passion für das Schreiben. Seit 2018 lebt er diese als Medizinredakteur bei kanyo® aus.wm@xnalb.qr
Jan
Zimmermann
Medizinredakteur und Medienwissenschaftler
kanyo®
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