Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Im Alter treten vor allem chronische Rückenschmerzen häufig auf.
  • Ursache sind oft Veränderungen der Wirbelsäule infolge der jahrelangen Beanspruchung und Abnutzung.
  • Es wird meist auf eine multimodale Behandlung gesetzt, die auch psychische und soziale Faktoren berücksichtigt.
  • Damit Rückenschmerzen im Alter erst gar nicht entstehen, sollte zur Vorbeugung auf die richtige Körperhaltung sowie ausreichend Bewegung geachtet werden.

Was sind die Ursachen von Rückenschmerzen im Alter?


Rückenschmerzen sind kein Altersproblem – auch viele jüngere Menschen leiden an der „Volkskrankheit Nr. 1“. Bei älteren Menschen kommen vor allem chronische Schmerzen vor. Neueren Studien zufolge sind etwa 30 Prozent aller über 65-Jährigen betroffen.2 Das ist in erster Linie auf den natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen. Denn in vielen Fällen entstehen Rückenbeschwerden im späteren Leben durch Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule.

Osteoporose

Mit dem Alter nimmt die Dichte der Knochen immer mehr ab, sie werden poröser und instabiler. An sich ist dieser Vorgang ganz natürlich, verringert sich die Knochendichte jedoch sehr stark, ist von einem sogenannten Knochenschwund (Osteoporose) die Rede. In 80 Prozent der Fälle sind vor allem Frauen nach den Wechseljahren betroffen, weil sie nach Ausbleiben der Menstruation häufiger einen Mangel an knochenschützenden Hormonen wie Östrogenen haben.3

Lange verursacht eine Osteoporose überhaupt keine Symptome. Bei fortgeschrittenem Knochenschwund besteht jedoch die Gefahr, dass es zum Beispiel zu einem Wirbelbruch kommt, was mit dem Quetschen von rückenmarksnahen Nerven verbunden sein kann. Die Symptome (Druckschmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbelsäule) ähneln denen eines Hexenschusses, weshalb viele Betroffene nicht zum Arzt gehen. Das ist jedoch tückisch, da das Risiko weiterer Frakturen nach einem ersten Bruch sehr hoch ist.

Osteochondrose

Zwischen den einzelnen Wirbeln besitzen wir kleine Stoßdämpfer, die sogenannten Bandscheiben. Sie haben einen flüssigen Gallertkern und passen sich elastisch den Bewegungen der Wirbelsäule an. Im Laufe unseres Lebens nimmt der Wassergehalt des Körpers ab, sodass unsere Bandscheiben an Elastizität und Flexibilität verlieren, weil sie nicht mehr mit ausreichend Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt werden. Lässt die Pufferfähigkeit der Bandscheiben nach, verringert sich durch die Abflachung auch der Abstand zwischen den Wirbelkörpern. Der Körper bildet in der Folge vermehrt Knochensubstanz, um für mehr Stabilität zu sorgen. Durch die degenerativen Veränderungen der Wirbel können sogenannte spondylotische Randzacken entstehen. Reiben diese aneinander, verspüren Betroffene Schmerzen.

Die Beschwerden verlaufen bei einer Osteochondrose meist schleichend. Neben den Schmerzen kommt es im späteren Stadium der Erkrankung oft zu Bewegungseinschränkungen. Zudem können Ausfallerscheinungen oder Taubheitsgefühle auftreten. Beschwerden sind in jedem Abschnitt der Wirbelsäule möglich – auch in der Halswirbelsäule.

Gut zu wissen:
Ein Bandscheibenvorfall verursacht ebenfalls Schmerzen im Wirbelsäulenbereich. Diese entstehen jedoch durch das Hervortreten der Bandscheiben, nicht durch knöcherne Veränderungen. Ein vorausgegangener Bandscheibenvorfall kann jedoch die Entstehung einer Osteochondrose begünstigen.

Spondylarthrose

Eine der häufig diagnostizierten Verschleißerscheinungen ist die sogenannte Spondylarthrose (Wirbelsäulenarthrose). Durch Überbelastung und Abnutzung verändern sich die Gelenke der Wirbelsäule. Betroffene Knochenareale verdichten sich, an bestimmten Stellen entstehen Verknöcherungen.

Verengen diese den Wirbelsäulenkanal, werden möglicherweise Rückenmarksnerven gequetscht und bereiten Beschwerden. Dann ist von einer Spinalkanalstenose die Rede, die als typische Begleiterkrankung einer Spondylarthrose auftreten kann. Meist ist sie auf Höhe der Lendenwirbelsäule lokalisiert (lumbale Spinalkanalstenose). Betroffene leiden an Rückenschmerzen, die sich beim aufrechten Gang deutlich verstärken.

Hormonelle Ursachen

Bei Frauen können Kreuzschmerzen auch aufgrund der hormonellen Umstellung durch die Wechseljahre auftreten. Denn oftmals geht diese mit einem Nachlassen der Muskelkraft einher, was zu Haltungsverlusten im Rücken führt. Des Weiteren steigt nach der Menopause das Risiko an einer Osteoporose zu erkranken.

Eine weitere Ursache für hormonell bedingte Rückenschmerzen – sowohl bei jüngeren als auch älteren Frauen – kann das sogenannte prämenstruelle Syndrom (kurz: PMS) sein. Das PMS umfasst verschiedene emotionale und körperliche Beschwerden kurz vor der Regelblutung und hängt mit den zyklischen Schwankungen des weiblichen Hormonhaushalts zusammen. Zu den typischen Beschwerden gehören auch Schmerzen im Unterleib, die bis in den unteren Rücken ausstrahlen können.

Psychische Belastungen

Natürlich sind ebenfalls seelische Ursachen für Rückenschmerzen im Alter denkbar. Beispielsweise haben viele ältere Menschen Ängste vor

  • körperlichen Beeinträchtigungen,
  • Einsamkeit,
  • geistigem Verfall,
  • dem Verlust geliebter Menschen oder
  • Altersarmut.

Diese Faktoren können sehr belastend sein und zu schmerzhaften Verspannungen in der Rückenmuskulatur führen.

Behandlung von Rückenschmerzen bei älteren Patienten


Erster Ansprechpartner bei Rückenschmerzen ist oftmals der Hausarzt. Er kann Sie zur Behandlung an verschiedene Fachexperten wie Orthopäden, Neurologen, Physiotherapeuten und Psychologen weiterverweisen.

Die Behandlung bei Rückenschmerzen im Alter richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Oftmals setzten Ärzte auf eine Kombination verschiedener Maßnahmen. Operationen am Rücken sind auch im Alter manchmal notwendig, wenn möglich werden sie jedoch vermieden.

Bei der Behandlung der Beschwerden gilt es für Ärzte einiges zu beachten:

  • Die Schmerzwahrnehmung verändert sich mit zunehmendem Alter.
  • Es bestehen beim Patienten häufiger mehrere Krankheiten auf einmal.
  • Neben Rückenschmerzen müssen unter Umständen motorische, kognitive oder soziale Einschränkungen berücksichtigt werden.

Medikamente bei älteren Patienten mit Rückenschmerzen

Zur Behandlung von Rückenproblemen verschreiben Ärzte oftmals Schmerzmittel. Beachtet werden muss jedoch, dass ältere Menschen ohnehin schon häufig viele Medikamente einnehmen, beispielsweise gegen Bluthochdruck. Diese können unter Umständen zu ungewünschten Wechselwirkungen mit den Schmerzmitteln führen. Deshalb sollte mit einer möglichst geringen Dosierung begonnen werden und die Anpassung individuell sowie langsam erfolgen.

Zudem müssen Ärzte daran denken, dass einige Medikamente (wie zum Beispiel Opiate) die kognitiven oder körperlichen Fähigkeiten beeinträchtigen und somit andere Therapieverfahren wie Physiotherapien erschweren.

Aktiv im Alter

Bewegung ist ein wichtiger Faktor, wenn nicht sogar der wichtigste, bei der Therapie von Rückenschmerzen – das gilt ebenso im Alter. Hierfür eignen sich schon einfache körperliche Aktivitäten wie Spaziergänge mit den Enkeln oder das Erledigen von Besorgungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Noch besser ist es jedoch, regelmäßig Sport (wie Nordic-Walking) zu treiben, um Muskeln und Knochen zu kräftigen.

Im nachfolgenden Video finden Sie zudem Übungen, mit denen Sie Ihren Bauch und Rücken stärken können:

Aber auch in speziellen Rückenschul-Kursen können Betroffene lernen, ihren Rücken durch gesundheitsbewusstes Verhalten, gezielte Übungen und Bewegung zu trainieren. Bei fortgeschrittener Osteoporose oder Osteochondrose kann zudem eine Ergotherapie dabei unterstützen, wieder eine größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag zu erlangen.

Alternative Heilverfahren

Neben der schulmedizinischen Therapie können auch alternative Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen. Dazu gehören beispielsweise:

Alternative Behandlungsformen sollten kein Ersatz für eine schulmedizinische Therapie sein. Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese eine sinnvolle Ergänzung darstellen können. Insbesondere da die Ursachen von Rückenschmerzen oft nicht eindeutig sind (beziehungsweise auch psychische Faktoren diese bedingen oder verstärken können), ist manchmal eine Kombination verschiedener Heilverfahren sinnvoll.

Operationen bei Rückenschmerzen

Operative Verfahren kommen grundsätzlich nur bei spezifischen Rückenschmerzen in Betracht. Das heißt, es muss eine Verformung oder Erkrankung der Wirbelsäule vorliegen.4

Mögliche Gründe, die für eine Operation sprechen, sind beispielsweise:

Der Arzt entscheidet im Einzelfall und nach genauer Abwägung aller Risiken (zum Beispiel Belastbarkeit für Narkose) und Vorteile (wie Verbesserung der Lebensqualität) über den jeweiligen Eingriff.

Rückenschmerzen vorbeugen: Das können Sie für die Gesundheit Ihres Rückens tun


Leider lässt es sich im Alltag oft nicht verhindern, dass wir einen Großteil der Zeit in derselben Haltung verbringen, um bestimmte Arbeiten zu verrichten. Doch selbst wenn Sie den ganzen Tag im Sitzen oder Stehen verbringen müssen, können Sie selbst Einiges für den Rücken tun, indem Sie beispielsweise Ihre Position häufig wechseln.

Richtigen Körperhaltung im Alltag lernen

Fehlbelastungen und falsche Haltung sind häufig Ursache von Rückenproblemen. Zur Vorbeugung ist es deshalb wichtig, beim Heben schwerer Gegenstände in die Hocke zu gehen und das Gewicht aus den Beinen heraus und mit möglichst aufrechtem Oberkörper anzuheben.

Besonders bei bestehendem Knochenschwund (Osteoporose) sollte diese Technik schon beim Bücken nach einem kleinen Gegenstand sowie beim Schuhe anziehen beachtet werden. Denn dadurch wird der Belastungsdruck gleichmäßig auf den Rücken verteilt und konzentriert sich nicht nur auf einzelne Bereiche.

Im Video finden Sie weitere rückenschonende Bück- und Hebetechniken für den Alltag:

Ältere Menschen können außerdem lernen, wie sie ihre Arme einsetzen, um den oft bestehenden Rundrücken zu entlasten.

  • Wenn Sie beim Sitzen beispielsweise den Oberkörper mit den Armen abstützen, reduziert dies die Last auf die Wirbelsäule.
  • Beim Aufstehen von einem Stuhl sollten Sie sich mit den Händen an den Armlehnen abdrücken, um die Belastung zu minimieren. Ist dies nicht möglich, sollten Sie mit den Händen auf den Oberschenkeln nachhelfen.
  • Auch im Bad gilt es, einiges zu beachten: Zähne putzen und Gesicht waschen sollte besser auf einem Stuhl sitzend erfolgen als beim gebeugten Stehen über einem Becken.

Einer Osteoporose entgegenwirken

Bei Verdacht auf Osteoporose kann ein Experte ein Risikoprofil erstellen. Dabei wird nicht nur – wie früher – die Knochendichte gemessen. Von Interesse sind außerdem

  • familiäre Vorbelastungen,
  • Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten sowie
  • vorangegangene Knochenbrüche.

Besteht ein hohes Risiko, können vorbeugend Medikamente eingenommen werden. Doch auch hier ist das wirksamste Mittel zur Vorbeugung die Bewegung. Diese stimuliert die Knochen und stärkt Muskeln, Bänder und Sehnen. Osteoporose-Patienten sollten ein bis zweimal pro Woche in ein Fitnessstudio gehen, um Kraft, Leistung sowie Balance zu trainieren.

Die Ernährung spielt ebenfalls eine große Rolle. Für stabile und gesunde Knochen benötigt der Mensch Calcium. Bei einem langfristigen Mangel greift der Körper auf seine Reserven zurück und baut den Mineralstoff aus den Knochen aus – das kann auf Dauer zu einem Knochenschwund führen.

Gut zu wissen:

Calcium kann vom Körper nicht selbst hergestellt werden, daher müssen wir ihn über unsere Nahrung aufnehmen. Reich an Calcium ist beispielsweise grünes Gemüse wie Grünkohl oder Spinat. Zudem gibt es calciumreiche Mineralwasser, die man bevorzugen sollte.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Robert Koch Institut: Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Rückenschmerzen. Heft 53. S. 13.
  • 2Cecchi, Francesca u. a.: Epidemiology of back pain in a representative cohort of Italian persons 65 years of age and older. Spine 31 (19): S. 1149-1155.
  • 3Leonhard, C./ Basler, H.-D. „Ältere Patienten“. In: Rückenschmerzen- und Nackenschmerzen. Interdisziplinäre Diagnostik und Therapie, Versorgungspfade, Patientenedukation, Begutachtung, Langzeitbetreuung. Casser, Hans-Raimund u.a. (Hg.) Berlin/Heidelberg: Springer Verlag 2018, hier S. 529-541.
  • 4Robert Koch Institut: Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Rückenschmerzen. Heft 53. S.18-19.