Definition: Was ist das Kamerad-Schnürschuh-Syndrom?


Es bezeichnet in der Medizin ein Engpasssyndrom, bei dem Druck beziehungsweise Kompression (Quetschungen) auf die peripheren Nerven (außerhalb des zentralen Nervensystems) ausgeübt wird. Weitere bekanntere Beispiele für solche Symptomkombinationen sind das Tarsaltunnelsyndrom an den Füßen und das Karpaltunnelsyndrom am Arm und an der Hand.

Skurril: Wieso „Kamerad Schnürschuh“?

Der Begriff Kamerad-Schnürschuh-Syndrom hat seinen Ursprung im Ersten Weltkrieg. Die österreichischen bekamen von deutschen Soldaten den Spitznamen Kamerad-Schnürschuh, weil diese eben ihre Schuhe geschnürt haben, während die Deutschen geschlossene Stiefel trugen.

Symptome: Von Schmerzen, Taubheit und „Ameisenlaufen“


Das Wort Syndrom zeigt bereits an, dass sich dahinter ein Symptomkomplex (ein aus mehreren Symptomen bestehendes Beschwerdebild) verbirgt. Leitsymptom ist eine Sensibilitätsstörung, vorwiegend an den Außenkanten und Außenknöcheln der Füße (ein- und beidseitig möglich).1 Diese Empfindungsfähigkeitsstörungen beziehungsweise Missempfindungen können an den entsprechenden Stellen auftreten:

  • Kribbeln und „Ameisenlaufen“
  • „Pelzigkeitsgefühl“
  • elektrisierendes Gefühl
  • verminderte Schmerzempfindlichkeit und Taubheit
  • Stechen, einfahrender Schmerz

Neben den äußeren, seitlichen Fußkanten können die Beschwerden entlang den Nervenbahnen auch bis zu den Sprunggelenken und hoch ins Bein ziehen. Seltener tritt ein Kamerad-Schnürschuh-Syndrom an der Innenseite der Füße auf.

Was sind die Ursachen für das Engpasssyndrom?


Woher kommt das Kamerad-Schnürschuh-Syndrom? – Das fragen sich viele Betroffene, nachdem sie vom Orthopäden oder Neurologen die Diagnose bekommen haben. Ein wenig lässt sich die Grundursache schon aufgrund des Namens und seines Ursprungs erahnen. Ein Fußnerv – genauer der Nervus suralis – wird komprimiert. Das heißt, dass etwas den Nerv, der relativ nah unter der Haut entlangläuft, einengt oder quetscht. Da dieser Nerv besonders häufig betroffen ist, kann es sein, dass Ihr Arzt die Diagnose Nervus-suralis-Syndrom beziehungsweise -Kompression alternativ stellen könnte – die synonym zum älteren Begriff Kamerad-Schnürschuh-Syndrom zu sehen ist.

Inneres Kamerad-Schnürschuh-Syndrom

In seltenen Fällen können auch die nach innen zeigenden Bereiche des Fußes rund um das Sprunggelenk betroffen sein. Hier wird dann jedoch nicht der Nervus suralis, sondern Endausläufer des Nervus saphenus gereizt.

Ein ursächliches Beispiel sind zu enge sowie zu harte Schuhe, wie es auf Pumps, Stiefel oder Skischuhe zutreffen kann. Diese reizen den Nerv und führen zu Missempfindungen sowie Schmerzen, mitunter zu einer Entzündung.

In manchen Fällen kann der Nerv unfallbedingt eine Verletzung erfahren, die aufgrund von

  • Narbengewebe,
  • Schwellungen und
  • Entzündungen

zum Druck- beziehungsweise Engpass-Syndrom führt.


Der Weg zur Diagnose „Kamerad-Schnürschuh-Syndrom“


Für eine passende Behandlung Ihrer Beschwerden sollten Sie einen Mediziner, in diesem Fall einen Facharzt für Orthopädie (Spezialist des menschlichen Bewegungsapparats) oder Neurologie (Fachmediziner mit dem Schwerpunkt Nervensystem), aufsuchen. Wenn Sie sich mit Ihrem Beschwerdebild unsicher sind, wenden Sie sich zunächst an Ihren Hausarzt. Er kann eine erste Einschätzung vornehmen und Sie gegebenenfalls weiterleiten.

Der Arzt befragt Sie im Anamnesegespräch über Ihre Symptome und untersucht danach den Fuß oder das gesamte Bein. Die körperliche Untersuchung soll andere äußere Verletzungen ausschließen. Für eine innere Einsicht wird eine Röntgenaufnahme oder Magnetresonanztomographie (MRT) veranlasst. Sind auch diese unauffällig und zeigen zum Beispiel keine Knochenbrüche, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Nervenerkrankung.

Diese Ursachen können noch hinter dem Symptomkomplex stecken:

Nachfolgende Tests hängen vom vermutenden Krankheitsbild ab – in diesem Fall vom Verdacht auf Kamerad-Schnürschuh-Syndrom. Beispiele zur Diagnosestellung wären hier:

  • Testung der Motorik, Koordination und Reflexe mittels Bewegungsanweisungen und kleinem Reflexhammer (wenn auch das Bein betroffen ist)
  • Überprüfung der Empfindungsfähigkeit beziehungsweise Sensibilität mit Hilfe von Textilien, spitzen Gegenständen wie einer Nadel oder warmen und kaltem Wasser, sowie dem Hoffmann-Tinel-Zeichen

Was zeigt das Hoffmann-Tinel-Zeichen an?

Beim Beklopfen des Nervs mit dem Finger durch den Arzt kommt es zu einem elektrisierenden Gefühl. Dieses gilt als Zeichen einer Druckschädigung.2 Außerdem zeigt der Test den „Schadensort“ (Lokalisation der Schädigung) – wo die Beschwerden auftreten – genauer an.1

Bemerkt der Arzt Auffälligkeiten in Bezug auf die Sensibilität, verfestigt dies den Verdacht auf die Diagnose Kompressionssyndrom. Mit einer elektroneurografischen Untersuchung (ENG) wird anhand der ermittelten Nervenleitgeschwindigkeit gegebenenfalls die Beschädigung der Nervus suralis manifestiert beziehungsweise nach dem Hoffmann-Tinel-Zeichen bestätigt.

Behandlung: Was kann man gegen das Kamerad-Schnürschuh-Syndrom tun?


Hat der Mediziner das Kamerad-Schnürschuh-Syndrom diagnostiziert, kann die Therapie eingeleitet werden. Die Art der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Hier sind aufsteigend – von einer leichten bis hin zu einer stärkeren Ausprägung des Syndroms – einige Behandlungsbeispiele:

  • neues, passendes Schuhwerk
  • Ruhe und Schonung des Fußes/der Füße
  • orthopädische Einlegesohlen
  • Bewegungs- und Physiotherapie

Gegen Schmerzen können lindernde Medikamente mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure oder Paracetamol verschrieben werden.

Achtung, Komplikationen!

Normalerweise ist ein akutes Kamerad-Schnürschuh-Syndrom gut behandelbar und bleibt folgenlos. Etwas anders sieht es leider bei Diabetes-Patienten aus. Denn Diabetes begünstigt periphere Nervenschädigungen.3 Kommt hier dann noch eine Druck- oder Engpassbelastung dazu, sind mitunter schwere Folgeschäden möglich. Bemerkbar machen sich erste Druckstellen durch bläuliche Verfärbungen an den Füßen und Zehen. Regelmäßige Kontrollen und weiche, bequeme sowie nicht drückende Schuhe ohne harten Schaft können das Risiko reduzieren.

Wie lässt sich dem Kamerad-Schnürschuh-Syndrom vorbeugen?


Mit dem Wissen um die Entstehungsgründe kann bereits einiges unternommen werden, um ein Kamerad-Schnürschuh-Syndrom zu verhindern. Hier finden Sie ein paar Tipps, worauf Sie achten sollten:

Passendes Schuhwerk

Auch wenn Sie sich in die Pumps im Schaufenster auf den ersten Blick verliebt haben und Sie sich sogar noch in das letzte, doch viel zu kleine Paar zwängen konnten – lassen Sie die Schuhe vielleicht besser im Laden. Denn auf Dauer werden Sie wahrscheinlich keine Freude daran haben. Das Risiko, ein Kamerad-Schnürschuh-Syndrom aufgrund der drückenden Stellen zu entwickeln, ist sehr hoch. Genauso sollten Sie Schuhe, die Sie bereits besitzen und die anscheinend für das Problem länger schon verantwortlich gemacht werden können, am besten aussortieren. Und durch neues, bequemes und passendes Schuhwerk ersetzen.

Muskeln aufbauen

Um Gefäße und Nerven vor äußeren Belastungen und Druck zu schützen, sollten Sie trainieren. Das klingt zunächst ungewöhnlich, aber eine starke, etwas dickere Muskulatur kann einen guten Schutzmantel bieten. Neben einem Training für die Beine können Sie Ihre Füße zusätzlich kräftigen, indem Sie separate Übungen mit ihnen machen – also Fußgymnastik. Beispiele sind:

  • Greifen von Gegenständen mit den Zehen, wie das Hochheben eines Handtuchs vom Boden
  • abwechselndes Auseinanderspreizen und „Einrollen/Einkrallen“ der Zehen
  • Kreisen der Füße in beide Richtungen (links und rechts)

Das simpelste Training für die Füße ist im Übrigen das Barfußgehen. Es verbessert die Flexibilität der Gelenke im Fuß und stärkt die Muskulatur. Je unebener der Untergrund, desto mehr ist die Fußmuskulatur gefordert.

Entspannung und Pflege

Unsere Füße tragen uns durch unser Leben. Dafür haben sie etwas Beachtung verdient. Gönnen Sie Ihren Füßen auch einmal Erholung. Besonders, wenn Sie Beschwerden, wie schmerzende Druckstellen, an ihnen bemerken. Handeln Sie frühzeitig und pflegen Sie Ihre Füße – damit Sie diese weiterhin gut auf Ihren Wegen voranbringen.

Massage gefällig?

Wie wäre es mit einer kleinen Fußreflexzonen-Massage? Sie benötigen hierfür lediglich einen Tennis-, Massage- oder Faszienball. Legen Sie den Ball unter Ihren Fuß und rollen damit so über den Boden, dass Ihre Fußsohle massiert wird.

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Carolin Stollberg Schreiben ist ihre Leidenschaft – und das am liebsten über Themen, die die Menschen wirklich bewegen. Nachdem sich Carolin Stollberg in ihrem Studium der Germanistik alle Instrumente angeeignet hat, die sie für das Schreiben guter Texte benötigt, konnte sie sich voll und ganz Ihren Interessensschwerpunkten widmen: Gesundheit und Medizin. Carolin Stollberg Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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