Funktion der Schleimbeutel

Schleimbeutel sind mit Flüssigkeit gefüllte Bindegewebstaschen. Im menschlichen Körper gibt es über 100 Stück davon.1 Meist befinden sie sich in der Nähe von Gelenken, welche in der Regel einer hohen mechanischen Belastung durch Reibung oder Druck unterliegen. Daher sind an solchen Körperstellen Schleimbeutel zwischen Knochen und Sehnen oder Muskeln positioniert und sorgen für eine optimale Polsterung. Die Gewebesäckchen verteilen durch ihre Pufferfunktion den Druck, der beispielsweise beim Knien auf dem Boden oder Aufstützen der Ellenbogen entsteht, gleichmäßig.

Ursachen: Wie entsteht eine Schleimbeutelentzündung?


Für die Entstehung einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis) gibt es verschiedene Auslöser: 

  • heftiger Stoß oder Sturz 
  • chronische Überlastung durch wiederkehrende Bewegungen der Gelenke 

Anfällig für solche Beschwerden sind insbesondere Sportler oder generell Personen, die einseitige Bewegungen ausüben (zum Beispiel Bedienung einer Computermaus). Auch bei Handwerksberufen ist das Risiko für eine Bursitis erhöht. 

Ein Fliesenleger fliest eine Wand während er am Boden kniet - eine Tätigkeit, die das Risiko einer Schleimbeutelentzündung an den Knien erhöht.

Weitere mögliche Ursachen sind außerdem: 

  • eindringende Bakterien, beispielsweise durch eine Verletzung 
  • chronische oder entzündliche Krankheiten wie Rheuma oder Gicht (können sich auf Schleimbeutel ausweiten) 

Zahlen und Fakten

Pro Jahr hat mindestens 1 von 10.000 Menschen eine Bursitis an Knien oder Ellenbogen. Rund ein Drittel der Schleimbeutelentzündungen wird von Bakterien ausgelöst. Besonders anfällig sind Männer mittleren Alters, da sie häufig risikobehafteten beruflichen Tätigkeiten (unter anderem Handwerksberufen) nachgehen.1

Es wird darüber hinaus zwischen einer  

  • chronischen Schleimbeutelentzündung unterschieden. 

Während sich die akute Bursitis innerhalb weniger Stunden oder Tage entwickelt, entsteht eine chronische Schleimbeutelentzündung durch wiederkehrende oder andauernde Entzündungsschübe. Die Infektionen erstrecken sich teilweise über mehrere Monate hinweg, wodurch dauerhafte Schmerzen, Beweglichkeitseinschränkungen und damit einhergehend auch Muskelschwäche hervorgerufen werden können. 

Interessant:

Eine berufsbedingte chronische Schleimbeutelentzündung kann möglicherweise als Berufskrankheit eingestuft werden. Ihr Arzt kann einen solchen Verdacht beim Unfallversicherungsträger oder der für den medizinischen Arbeitsschutz zuständigen Stelle anzeigen.2

Symptome und Verlauf einer Bursitis


Bei der Infektion eines Schleimbeutels lagert sich in diesem mehr Flüssigkeit als gewöhnlich ein.  

  • Der sogenannte Erguss verursacht eine tast- und sichtbare Schwellung, insbesondere bei direkt unter der Haut sitzenden Schleimbeuteln. 
  • Dies führt bereits ohne Belastung, jedoch verstärkt bei Bewegung oder Berührung, zu Schmerzen in diesem Bereich.  
  • Zudem ist die Stelle oftmals gerötet und warm
  • Teilweise verursacht die Bursitis auch Fieber oder ein allgemeines Unwohlsein (meist nur bei bakterieller Bursitis).  
  • Außerdem sind die jeweiligen Gelenke möglicherweise in ihrer Beweglichkeit beeinträchtigt. 
Die Infografik zeigt die Darstellung eines menschlichen Körpers mit markierten Körperstellen (Schulter, Ellenbogen, Hüfte, Knie, Ferse), die am häufigsten von einer Schleimbeutelentzündung betroffen sein können.

Folgende Körperstellen sind häufig von einer Schleimbeutelentzündung betroffen:  

  • Ellenbogen (Bursitis olecrani): Durch die oberflächliche Lage entzündet sich der Schleimbeutel am Ellenbogen schnell, beispielsweise durch vermehrtes Aufstützen am Schreibtisch. 
  • Knie (Bursitis praepatellaris): Besonders gefährdet für eine Bursitis am Knie sind Berufsgruppen mit kniender Tätigkeit wie Fliesenleger, Dachdecker, Schreiner oder Reinigungskräfte sowie Sportler im Fußball oder Ringen. 
  • Schulter (Bursitis subacromialis): Eine Schleimbeutelentzündung der Schultergelenke entsteht oft durch Über-Kopf-Arbeiten bei Handwerkern oder Überlastung bei Sportarten wie Basketball, Schwimmen und Tennis. 
  • Hüfte (Bursitis trochanterica): Langstreckenläufer und Radfahrer sind besonders anfällig für eine Bursitis der Hüfte. Auch Übergewicht oder anatomische Fehlstellungen wie X-Beine oder ungleiche Beinlängen können sie begünstigen. 
  • Ferse (Retrocalcaneale Bursitis): Der sich zwischen Fersenknochen und Achillessehne befindende Schleimbeutel entzündet sich mitunter durch von unpassendem Schuhwerk ausgeübten Druck und langes Gehen oder Tanzen. 

Schleimbeutelentzündung oder Tennisarm?

Bei einem Tennisarm handelt es sich um eine Sehnenscheidenentzündung am Ellenbogen. Die Risikogruppe ist dabei ähnlich wie die der Bursitis olecrani: Betroffen sind meist Handwerker und Personen, die viel am Schreibtisch arbeiten oder bestimmte Sportarten ausüben (neben Tennis beispielsweise auch Rudern). Die Symptome ähneln sich zum Teil, jedoch erstrecken sich die Schmerzen beim Tennisarm vor allem auf der Außenseite des Ellenbogens bis ins Handgelenk. Bei einer Bursitis werden die Beschwerden hauptsächlich direkt über dem Ellenbogen wahrgenommen.

Eine eindeutige Diagnose muss jedoch ein Arzt stellen.

Außerdem wird zwischen einer 

  • oberflächlichen und einer 
  • tiefen Bursitis 

unterschieden, je nach Lage des betroffenen Schleimbeutels. Handelt es sich um eine oberflächliche Bursitis (zum Beispiel an Ellenbogen oder Knie), schwillt das entsprechende Gelenk häufig an und ist gerötet und warm. Bei einer tiefliegenden Bursitis ist die klinische Feststellung nicht immer möglich, weshalb eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) erforderlich sein kann. Diese Art der Schleimbeutelentzündung wird vermutet, wenn die Schmerzen an einer typischen Stelle bei Bewegung zunehmen.

Diagnose: Wie stellt der Arzt eine Schleimbeutelentzündung fest?


Bei anhaltenden Schmerzen oder einer deutlich sichtbaren Schwellung an den Gelenken empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen. Sowohl ein Orthopäde als auch Ihr Hausarzt kann die Bursitis feststellen und einschätzen. Die Diagnose wird im Normalfall durch eine klinische Untersuchung anhand eines Sicht- und Tastbefunds sowie einer Bewegungsprüfung ermittelt. 

Der Arzt erkennt eine oberflächliche Schleimbeutelentzündung durch  

  • eine Schwellung,  
  • Berührungsempfindlichkeit oder 
  • andere Entzündungsanzeichen (zum Beispiel Wärme oder Hautrötung). 

Bei Verdacht auf eine bakterielle Ursache kann der Arzt mithilfe einer Hohlnadel Flüssigkeit aus dem Schleimbeutel gewinnen und zur weiteren Untersuchung ins Labor einschicken. Auch eine Blutentnahme liefert Hinweise auf Bakterien oder andere zugrundeliegende Erkrankungen wie Gicht.  

Besteht die Vermutung, dass es sich um eine Entzündung eines tiefliegenden Schleimbeutels handelt, können bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT) oder Ultraschall zum Einsatz kommen.  

Röntgenaufnahmen werden in der Regel nur angewandt, wenn die Schleimbeutelentzündung trotz Behandlung bestehen bleibt, wiederholt auftritt oder der Arzt eine Gelenkerkrankung wie Arthritis in Betracht zieht. 

Therapiemöglichkeiten: Was hilft bei einer Schleimbeutelentzündung?


Zur Behandlung einer Schleimbeutelentzündung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, je nach Schwere und Ursache der Entzündung. 

Meist helfen bei einer Bursitis bereits konservative (nicht operative) Maßnahmen

  • (vorübergehende) Ruhigstellung, Entlastung und gegebenenfalls Hochlagern des betroffenen Gelenks (beispielsweise mit einer Schiene) 
  • Physiotherapie nach Ruhigstellung bzw. vollständiger Genesung 
  • kühlende Auflagen (zum Beispiel kühlende Kompressen oder Quarkwickel) 
  • Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente  
  • Salben mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkstoffen, eventuell mit kühlenden Inhaltsstoffen wie Menthol oder Kampfer  

Wie lange kein Sport bei Schleimbeutelentzündung? 

Eine Bursitis entsteht möglicherweise aufgrund einer Sportverletzung (zum Beispiel Handball, Volleyball oder Ringen). Damit diese vollständig abheilt, ist eine ausreichende Ruhigstellung und damit verbundene Sportpause notwendig. Wie lang diese andauert, ist individuell und je nach Lage und Schwere der Bursitis unterschiedlich. Im Durchschnitt kann das Training bei einer konservativen Therapie nach ungefähr 14 Tagen allmählich wieder aufgenommen werden.3,4 

Achten Sie darauf, dass die Schmerzen vollständig abgeklungen sind und besprechen Sie die genaue Dauer der Sportpause sowie die geeignete Behandlung am besten mit Ihrem Arzt. 

In manchen Fällen sind darüber hinaus invasive Maßnahmen notwendig. 

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  • Bei einer Punktion wird die überschüssige Flüssigkeit im Schleimbeutel mit einer Kanüle entfernt. Auf diese Weise lässt sich auch feststellen, ob bakterielle Entzündungswerte erhöht sind oder andere Erkrankungen vorliegen. 
  • Kortisonspritzen wirken entzündungshemmend und sind eine weitere Möglichkeit zur Schmerzlinderung. 
  • Bei einer bakteriellen Bursitis ist oftmals die Injektion von Antibiotika hilfreich. 
  • Eine Stoßwellen-Therapie wird bei verkalkten Schleimbeutelentzündungen empfohlen. Die Behandlung löst Verkalkungen, fördert die Geweberegeneration und beschleunigt den Heilungsprozess. 

Eine operative Entfernung des Schleimbeutels erfolgt nur selten, meist bei chronischen Entzündungen oder besonders schweren Verläufen. Danach ist das jeweilige Gelenk zwar weniger geschützt, im Normalfall bleibt die Beweglichkeit aber erhalten.

Wichtig: 

Wird eine akute Schleimbeutelentzündung nicht behandelt, führt dies möglicherweise zur Entstehung einer chronischen Bursitis. Dies kann bleibende Gelenkschädigungen und Beweglichkeitseinschränkungen zur Folge haben.  

Bei einer bakteriellen Schleimbeutelentzündung besteht zudem die Gefahr einer Blutvergiftung (Sepsis); eine lebensbedrohliche Komplikation, die umgehend behandelt werden muss. Bei Verdacht auf eine Sepsis (Fieber, plötzliche Verwirrtheit, niedriger Blutdruck, beschleunigte Atmung) sollten Sie keine Zeit verlieren und den Notruf wählen (112).  

Kurieren Sie eine Bursitis also unbedingt aus und kontaktieren Sie bei langfristigen Beschwerden oder Schmerzen unbedingt Ihren Arzt!  

Wie kann einer Schleimbeutelentzündung vorgebeugt werden?


Zur Prävention einer Schleimbeutelentzündung unterstützt ein Physiotherapeut bei der Mobilisierung des Ellenbogens seiner Patientin.

Um Schleimbeutelentzündungen nach dem Abklingen der Infektion zukünftig oder generell zu vermeiden, gibt es einige präventive Maßnahmen zu beachten. 

  • Überlastungen und Fehlstellungen reduzieren: Vor allem bei monotonen Bewegungen sollten regelmäßige Entlastungspausen eingeplant werden.  
  • Polsterungen verwenden: Für häufig auf den Knien arbeitende Personen ist das Tragen eines Knieschutzes ratsam. Auch bei bestimmten Sportarten wie Volley- oder Handball reduzieren Ellenbogen- oder Knieschoner die Gefahr vor größeren Schäden. 
  • Physiotherapie zum Erhalt der Beweglichkeit und Muskelfähigkeit: Nach dem Abheilen einer Bursitis unterstützen die richtigen Übungen bei der Mobilisierung der Gelenke. Zudem werden gesundheitsschädliche Schonhaltungen vermieden. Physiotherapeuten haben außerdem Expertise, um Leistungssportler über Techniken zum korrekten Fallen und Abrollen zu informieren.
 Eine Person geht  in einem Park Joggen, um mit regelmäßiger und vielfältiger Bewegung einer Schleimbeutelentzündung vorzubeugen.

Auch wenn Schleimbeutelentzündungen durch Sportverletzungen entstehen können, ist regelmäßige Bewegung äußerst ratsam.5 Denn Sport kräftig nicht nur die Muskulatur, sondern stabilisiert auch die Gelenke. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass vielfältige und keine einseitigen Aktivitäten ausgeübt werden. Auf diese Weise liegt weniger Belastung auf dem Schleimbeutel. 

Bei Unsicherheiten oder Fragen zur richtigen Prävention kann der Austausch mit Experten wie Ergotherapeuten oder Arbeitsmedizinern hilfreich sein.

Häufig gestellte Fragen zur Schleimbeutelentzündung


Woran erkennt man eine Schleimbeutelentzündung?

Eine Schleimbeutelentzündung sorgt für eine Bewegungseinschränkung der betroffenen Gelenke. In der Regel schmerzen diese, sind geschwollen, warm und gerötet. Die typischen Entzündungsorte befinden sich meist in Gelenknähe von Ellenbogen, Knie, Schulter, Hüfte und Ferse.

Wann kann man nach einer Schleimbeutelentzündung wieder mit Sport beginnen?

Sport sollte erst bei vollständiger Beschwerdefreiheit wieder aufgenommen werden. Die Dauer variiert von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten. Ein Arzt kann den Zeitpunkt für den Wiedereinstieg am besten einschätzen.

Welche Hausmittel lindern eine Schleimbeutelentzündung?

Zunächst sollte das betroffene Gelenk geschont werden, um weitere Reizungen zu vermeiden. Kühlende Hausmittel wie Quarkwickel oder kalte Kompressen können helfen, die Schmerzen zu reduzieren.

Wie lange dauert eine Schleimbeutelentzündung?

Wird das entsprechende Gelenk geschont, klingt die Schleimbeutelentzündung meist in zwei bis drei Wochen ab. Der Arzt wird Sie je nach Schwere und Stelle der Entzündung sowie Ihrer Berufsbelastung krankschreiben.1

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Anna Bohn Seit sie denken kann verfasst Anna Bohn bereits Texte – früher vor allem Gedichte und Kurzgeschichten. Die Freude am Schreiben verbindet sie bei kanyo® mit ihrem Interesse an der Funktionsweise des menschlichen Körpers. Nach einem Bachelor in Kommunikationswissenschaft vertieft sie derzeit ihr Wissen im Masterstudium für PR und Unternehmenskommunikation an der Hochschule Ansbach. Anna Bohn Autorin kanyo® mehr erfahren
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