Was sind mögliche Ursachen von Nervenschädigungen?


Um die große Menge an potenziellen Ursachen überschaubar zu halten, untergliedern Mediziner diese grundsätzlich in mehrere Bereiche. Unter anderem können folgende Faktoren eine Rolle spielen:

  • Aufnahme von Stoffen (etwa Medikamente, Umweltgifte oder Genussmittel wie Alkohol)
  • Probleme mit Hormonhaushalt oder Stoffwechsel
  • Autoimmunerkrankungen
  • bakterielle oder virale Infektionen
  • Gefäßerkrankungen

Laut Experten gibt es über 300 verschiedene Ursachen, die zu einer Polyneuropathie führen können.1 In manchen Fällen bleibt der genaue Grund dafür jedoch unklar. Am häufigsten sind Diabetes mellitus und Alkoholmissbrauch für Schäden an den Nerven verantwortlich.

Diabetes mellitus

Vor allem Menschen mit Diabetes mellitus (Typ 1 und Typ 2) entwickeln häufig Nervenschädigungen. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer sogenannten diabetischen Neuropathie. Experten gehen davon aus, dass sie mit dem dabei vorhandenen überhöhten Blutzuckerspiegel zusammenhängt. Das Risiko an einer Neuropathie zu erkranken steigt, je öfter und länger die Zuckerwerte im Blut sehr hoch sind. Experten gehen zum Beispiel davon aus, dass die Blutgefäße der Nerven dadurch schneller verstopfen, zu wenig durchblutet sind und die Nervenzellen deshalb zu wenig mit Sauerstoff versorgt werden. In der Folge treten mitunter Bewegungs- und Sensibilitätsstörungen (etwa in den Gliedmaßen) oder organische Komplikationen (beispielsweise mit dem Herz-Kreislaufsystem oder dem Verdauungstrakt) auf.

Alkoholmissbrauch

Gelegentlicher Genuss von Alkohol stellt noch keine Gefahr dar — konsumieren Sie jedoch regelmäßig große Mengen, können die Nerven darunter leiden. Nicht nur gehen Wissenschaftler davon aus, dass das Ethanol im Alkohol die Nervenzellen direkt angreift und somit schädigt, gleichzeitig geht mit einem übermäßigen Alkoholkonsum meist eine einseitige und mangelhafte Ernährung einher. Schnell entwickelt sich so eine Unterversorgung mit wichtigen Vitaminen (etwa Vitamin B12 oder B9), die unter anderem eine wichtige Rolle für den Schutz und die Regeneration des Nervensystems spielen. Durch die nervlichen Schäden des Alkohols sind Symptome wie motorische Einschränkungen, Taubheitsgefühle in den Extremitäten oder verschiedene Entzündungsreaktionen im Körper (beispielsweise in der Leber) denkbar.

Verletzungen & Entzündungen der Nerven

Nervenschädigungen sind nicht selten eine Folge externer Verletzungen. Beispielsweise ist es bei Operationen möglich, dass Gewebe durchtrennt wird und gleichzeitig Nerven beschädigt werden. Auch Unfälle — etwa im Straßenverkehr oder an schweren Maschinen — und körperliche Angriffe (mit Messern oder Schusswaffen) können bleibende Nervenschäden hinterlassen.

Neben äußerlichen haben ebenso innere Faktoren schadhaften Einfluss auf die Nerven. Dazu gehören zum Beispiel

  • Nervenentzündungen (Neuritis) (beispielsweise ausgelöst durch Viren, Bakterien oder Giftstoffe),
  • Engstellen an Gelenken (klemmen den Nerv regelrecht ab) und
  • Tumore.

Letztere können durch ihr übermäßiges Wachstum zur Einengung und Beschädigungen von Nerven beitragen.

Amputationen

Beispielsweise nach Unfällen, bei denen die Extremitäten verletzt wurden, können Amputationen nötig werden. Besonders wenn es chirurgisch nicht mehr möglich ist, durchtrennte Gefäße oder Nerven wieder miteinander zu verknüpfen, wird oft ein gezieltes Abtrennen der entsprechenden Gliedmaße in Betracht gezogen. Vergleichsweise häufig ist das bei Unterarmen oder Unterschenkeln der Fall. Viele Betroffene empfinden nach erfolgter Amputation sogenannte Phantomschmerzen, die das entfernte Areal betreffen. In erster Linie hängen diese damit zusammen, dass jedem Bereich des Körpers eine entsprechende Region im Gehirn zugewiesen ist, die Reize (etwa Schmerzen) verarbeitet. Wenn also ein Körperteil entfernt wird, besteht die jeweilige Region im Gehirn nach wie vor, muss allerdings umstrukturiert werden. Während dieses Prozesses und durch Aktivierung von benachbarten Körperregionen können Schmerzen ausgelöst werden. Wie genau es zu diesen kommt, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt.

Autoimmunerkrankungen

Bei diesen Krankheiten richtet sich das Immunsystem, das eigentlich fremde Erreger (zum Beispiel Viren oder Bakterien) bekämpfen soll, gegen den Organismus. Der Körper unterscheidet dann nicht mehr eindeutig zwischen fremden und eigenen Strukturen und greift sich selbst an. So kann beispielsweise nicht nur der Darm oder die Schilddrüse in Mitleidenschaft gezogen werden, auch das Nervensystem ist ein potenzielles Opfer des eigenen Immunsystems. Die dabei entstehenden Entzündungsreaktionen können in der Folge dafür sorgen, dass Nervenschädigungen entstehen. Beschwerden wie

  • Atemprobleme oder
  • ein allgemeines Schwächegefühl

sind möglich. Zu den häufigen Erkrankungen dieser Art zählen beispielsweise Multiple Sklerose, bei der sowohl das periphere als auch das zentrale Nervensystem betroffen sein kann. Auch die sogenannte Neurosarkoidose ist nicht selten. Hier bilden sich kleine Knötchen im Nervengewebe, die Druck auf die Nerven ausüben und ihre Funktionalität einschränken.

Chemotherapie

Eigentlich hilft sie dabei Krebsleiden einzudämmen und zu bekämpfen — in manchen Fällen sorgt die Chemotherapie mit Strahlung oder chemischen Substanzen allerdings dafür, dass neben den Krebs- auch Nervenzellen angegriffen werden. Vor allem bei der medikamentösen Behandlung verbreiten sich die schädlichen Stoffe überall im Körper und können daher auch zu einer Vielzahl von Symptomen führen. So sind hier nicht nur Empfindungsstörungen oder Taubheitsgefühle zu nennen, auch generelle Überempfindlichkeiten auf (Schmerz-)Reize, Gleichgewichtsstörungen oder Muskelschwäche können auftreten. Mit welcher Intensität sich die Beschwerden äußern, hängt dabei von der Dosierung und Häufigkeit chemotherapeutischer Maßnahmen ab.

Gürtelrose

Alle Menschen, die bereits an Windpocken erkrankt sind, tragen die auslösenden Varizella-Zoster-Viren in sich. Zwar sind sie in der Regel inaktiv, können jedoch etwa

  • durch ein geschwächtes Immunsystem,
  • bei Stress,
  • aufgrund von Krebserkrankungen,
  • infolge von AIDS,
  • bei ausgeprägter Sonnenbestrahlung und
  • nach Operationen

erneut aktiviert werden und eine Gürtelrose verursachen. Am Hautnerv entlang wandern die Erreger bis an die Hautoberfläche, wo sie zum Beispiel durch Ausschläge (meist gerötete Bläschen am Rumpf) in Erscheinung treten. Zusätzlich sind Symptome wie Juckreiz, Fieber oder eine Überempfindlichkeit der entsprechenden Hautstelle nicht unüblich. Sollte die Erkrankung zu spät oder nicht ausreichend behandelt werden, können Schäden am Hautnerv entstehen. Die Rede ist dann von einer sogenannten Post-Zoster-Neuralgie (PZN), die sich in erster Linie durch sehr starke Schmerzen charakterisieren lässt.


Sonstige Ursachen


Zu den weiteren potenziellen Ursachen von Nervenschädigungen gehören unter anderem Infektionen mit Herpes-, Grippe- oder Hepatitis-Viren. Auch die Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers (Eppstein-Barr-Virus) bergen diesbezüglich ein gewisses Risiko. Hinsichtlich bakterieller Infektionen können etwa Borrelien (Auslöser für Borreliose) beziehungsweise die Erreger von Diphtherie (Corynebakterium diphtheriae) und Lepra (Mykobakterium leprae) genannt werden.

Darüber hinaus sind auch Gefäßerkrankungen mögliche Ursachen für nervliche Schäden. Unter anderem kann hier die sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) als Beispiel angeführt werden. Krankheiten wie diese sind verantwortlich für eine mangelhafte Versorgung des Nervengewebes mit Nährstoffen und Sauerstoff, was zu zahlreichen Beschwerden (wie Schmerzen oder einem Schwächegefühl) führen kann.

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Jan Zimmermann Egal ob Video, Foto oder Text – Hauptsache die Kreativität kommt nicht zu kurz. Noch während seines Masterstudiums der Medienwissenschaften und der Arbeit als Multimedia Content Creator in München, entwickelte Jan Zimmermann eine Passion für das Schreiben. Seit 2018 lebt er diese als Medizinredakteur bei kanyo® aus. Jan Zimmermann Medizinredakteur und Medienwissenschaftler kanyo® mehr erfahren
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